Steine für den Hausbau: Was ist der beste Stein für ein Massivhaus?
Die meisten Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland werden immer noch in Massivbauweise errichtet – aktuell handelt es sich bei fast dreiviertel aller Neubauten um Massivhäuser. Doch wer ein Massivhaus errichtet, braucht die passenden Steine für den Hausbau. Welche Steinarten beim Hausbau in Frage kommen, welche Vorteile und Eigenschaften sie haben, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Welche Steine werden beim Hausbau in Massivbauweise verwendet?
Massivhäuser werden auf unterschiedliche Arten und Weisen errichtet. Das klassische Architektenhaus ist typischerweise ein Massivhaus. Beliebt sind auch schlüsselfertige Massivhäuser von Hausanbietern. Eine – seltener gewählte – Variante ist das Bausatzhaus, bei dem der Hausanbieter den Plan und die Baumaterialien liefert und beratend zur Seite steht, während Sie das Haus selbst aufbauen. Auch hier kommt sehr oft die Massivbauweise zum Einsatz. In all diesen Fällen gilt: die Wände des Hauses bestehen überwiegend aus Mauerwerk. Das Mauerwerk erfordert immer Steine, die gemauert – das heißt in geeigneter Weise aufeinander gesetzt und mit Mörtel verbunden werden.
Doch welche Steine eignen sich für den Hausbau am besten?
Für den massiven Hausbau stehen im Wesentlichen folgende Steine zur Auswahl:
- Mauerziegel
- Porenbetonsteine
- Kalksandsteine
- Leichtbetonsteine
- Betonsteine
- Hüttensteine
Im Folgenden wollen wir uns näher mit den einzelnen Steinarten befassen und dabei kurz ihre Vorteile und Nachteile aufzeigen.
Mauerziegel: Bewährt seit 7.500 v. Chr.
Mauerziegel aus gebranntem Ton oder Lehm, auch Backstein oder Ziegelstein genannt, repräsentieren die Klassiker unter den Steinen beim Hausbau schlechthin und haben sich seit Jahrtausenden bewährt. Die ältesten Mauerziegel aus archäologischen Grabungen wurden auf über 9.500 Jahre datiert. An der traditionellen Herstellungsweise der Ziegelsteine hat sich im Prinzip nicht viel geändert, wenn auch heute moderne industrielle Maschinen und Brennöfen bei der Fertigung zum Einsatz kommen. Die Ziegelrohmasse erhält mittels Walzen die richtige Korngröße, wird dann zu Steinen geformt und getrocknet. Anschließend findet bei etwa 800 bis 1.000 Grad der Brennprozess statt, der ca. 20 Stunden dauert. Vormauerziegel für das Sichtmauerwerk werden hierbei bei höheren Temperaturen gebrannt als Hintermauerziegel, da erstere witterungsbeständiger sein müssen, beispielsweise bei einer Klinkerfassade. Als Hintermauerziegel zur Errichtung tragender Wände kommen heute vor allem effektiv wärmedämmende Hochlochziegel zum Einsatz
Ziegel Vorteile
gute bautechnische, bauphysikalische und baubiologische Eigenschaften
langlebig und wirtschaftlich
guter Brandschutz
gute Isolation, Feuchtigkeitsregulierung und guter Schallschutz
nachhaltig beim Abriss, da Ziegel teilweise wiederverwertet werden können und kein Sondermüll entsteht
Ziegel Nachteile
suboptimale Wärmedämmwerte bei klassischen Ziegeln, moderne Ziegelvarianten (z.B. Hohlziegel oder Lochziegel) erfüllen aber Wärmedämmstandards des GEG
hoher Energiebedarf der Herstellung, insgesamt jedoch ausgeglichene Ökobilanz durch eine hohe Lebensdauer
Energieeffizienz-Update bei Ziegeln als Steine für den Hausbau
Innovative Wärmedämmziegel gefüllt mit Mineralwolle oder Perlit ermöglichen den Bau eines Energieeffizienzhauses oder Passivhauses ohne eine zusätzliche Wärmedämmung anzubringen.
Porenbetonsteine: Der Ytong-Stein
Porenbetonsteine sind besser unter dem Namen Ytong-Stein bekannt, hergeleitet von dem Hausanbieter Ytong-Bausatzhaus, der diese Steinart besonders prominent gemacht hat. Es handelt sich um einen porigen, mineralischen Baustoff mit geringer Dichte. Für die Herstellung werden Branntkalk, Wasser und Quarzsand (alternativ auch Flugasche) gemischt. Der Sand muss dabei sehr fein gemahlen sein. Anschließend wird Aluminiumpulver zugegeben. Durch die chemische Reaktion entsteht eine sich allmählich verfestigende Masse mit feinen Wasserstoffbläschen – daher manchmal auch die Bezeichnung Gasbeton. Daraus können Blöcke geformt werden, aus denen dann durch Dampfhärtung die Porenbetonsteine werden.
Porenbeton Vorteile
"Leichtigkeit" macht Porenbetonsteine zu einem idealen Baustoff
leichte Verarbeitung und platzsparendes Mauern mit wenig Mörtel
sehr gute Wärmedämmung, bestens geeignet für Energieeffizienz- und Passivhäuser
Porenbeton Nachteile
mäßiger Schallschutz durch geringes Gewicht der Steine (für Innenwände gibt es spezielle Porenbetonsteine mit höherer Schallschutzdichte)
anfällig für Feuchtigkeit, deshalb guter Feuchtigkeitsschutz notwendig
Porenbeton ist dank seiner hervorragenden Wärmedämmeigenschaften ein bevorzugtes Material für Passivhäuser und Energieeffizienzhäuser in Massivbauweise.
Kalksandsteine: Kalk und Sand verbunden wie in der Natur
Kalksandstein (kurz: KS) kommt zwar auch in der Natur vor, beim Bauen werden aber in aller Regel industriell hergestellte Kalksandziegel beziehungsweise Sandsteinziegel verwendet. Das Verfahren dazu wurde bereits im 19. Jahrhundert entwickelt. Branntkalk und Quarzsand werden unter Wasserzugabe im Verhältnis 1 : 12 gemischt. Daraus entsteht Kalkhydrat, der sich zu Steinrohlingen formen lässt. Diese werden dann in speziellen Dampfdruckkesseln bei 200 Grad durch Sattdampfdruck zu Kalksandsteinen ausgehärtet. Beim Hausbau setzt man Kalksandsteine bevorzugt für den Rohbau und bei Außenwänden ein.
Kalksandstein Vorteile
hohe Festigkeit und Dichte ermöglicht dünnwandige tragende Konstruktionen (Wanddicke ab 11,5 cm) für mehr Platz im Haus
hervorragende Schallschutzeigenschaften
begünstigt ausgeglichene Raumtemperatur
hoher Brandschutz
Kalksandstein Nachteile
durch mäßige Wärmedämmung ist zusätzliche Dämmung erforderlich, um Anforderungen des GEG zu erfüllen
relativ aufwändige Bearbeitung wegen hoher Materialdichte
Beim Hausbau setzt man Kalksandsteine bevorzugt für den Rohbau und bei Außenwänden ein. Durch den hervorragenden Schallschutz eignet sich dieses Baumaterial zudem bestens für Häuser in lauter Umgebung oder für Mehrfamilienhäuser.
Leichtbetonsteine: "Luftig-leichte" Betonsteine
Leichtbetonsteine sind Betonsteine mit geringerer als normaler Dichte. Diese wird durch die Untermischung von stark porösem Gestein zum Beton als Ausgangsstoff erreicht. Dazu verwendet man Blähton (meist in Form von Tonkügelchen), Blähglas, Blähschiefer oder Bimsstein – oft auch Mischungen davon. Durch die Beimischung weist der Leichtbeton einen hohen Anteil an feinsten Luftporen auf, was ihm seine Leichtigkeit verleiht. Beim Bauen werden gerne Hohlblocksteine aus Leichtbeton verwendet.
Leichtbeton Vorteile
hohe Tragfähigkeit und Festigkeit
sehr gute Wärmedämmung
leicht und einfach zu verarbeiten
Leichtbeton Nachteile
geringe Dichte beeinträchtigt Schallschutz
ohne besonderen Schutz (Verkleidung) tendenziell geringere Beständigkeit
höhere Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse
größere Wahrscheinlichkeit von Rissbildungen
Durch seine positiven Isoliereigenschaften eignet sich Leichtbeton bestens für den einschaligen Wandaufbau ohne zusätzliche Wärmedämmung.
Betonsteine: Solides und festes Bauen
Betonsteine werden in Betonwerken aus herkömmlichem Beton hergestellt. Dieser entsteht durch Mischen von Zement, Sand, Kies und anderer Gesteinskörnung durch Aushärtung. Beim Bauen werden gerne Hohlblöcke aus Beton eingesetzt – großformatige Mauersteine mit senkrecht zur Lagerfläche verlaufenden Hohlkammern.
Beliebt sind auch Schalsteine aus Normalbeton. Sie können mit Beton für die schnelle und einfache Herstellung von massiven Betonwänden verfüllt werden und sind vielseitig nutzbar – zum Beispiel als Gartenmauer, Stützwand, Sicht- und Lärmschutzwand. Kaum noch gebräuchlich sind Vollsteine aus Beton.
Betonstein Vorteile
solides, stabiles und tragfähiges Baumaterial dank hoher Dichte
beständig und widerstandsfähig gegen Umwelt- und Witterungseinflüss
guter Brandschutz
gute Schallisolierung
Betonstein Nachteile
ungünstige Eigenschaften für das Raumklima (schlechte Feuchtigkeitsaufnahme)
vergleichsweise schlechte Ökobilanz (hoher Energiebedarf bei Zement-Herstellung, CO2-intensiv)
schlechte Dämmwerte
Die hohe Dichte dieser Steine sorgt für eine gute Wärmeleitfähigkeit. Sie werden bevorzugt dort verbaut, wo eine hohe Druckfestigkeit verlangt wird. Beim zweischaligen Wandaufbau kommen Sie zudem oft in der Vormauerschale zum Einsatz aufgrund des guten Frostschutzes.
Hüttensteine: Recycling aus Hochofenschlacke
Hüttensteine heißen so, weil die bei der Stahlerzeugung abfallende Hochofenschlacke eine wichtige Rolle bei der Herstellung spielt. Diese wird als granulierter Hüttensand mit Kalk, Schlackenmehl bzw. Zement und Wasser gemischt. Die Masse wird anschließend in Form zu Steinrohlingen gepresst, die entweder an der Luft aushärten oder mit speziellen Verfahren (Dampf, kohlesäurehaltige Abgase) zu Stein werden. Hüttensteine werden nicht gebrannt. Im Endergebnis entsteht ein sehr robuster Baustoff, der noch widerstandsfähiger sein kann als herkömmlicher Beton.
Hüttensteine Vorteile
hohe Festigkeit und Rissbeständigkeit
hohe Tragfähigkeit
hoher Brandschutz
gute Schallisolierung
Hüttensteine Nachteile
recht hohes Eigengewicht
relativ aufwändig in der Bearbeitung
Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften sind Hüttensteine sehr vielfältig einsetzbar und eignen sich sowohl für tragende als auch nichttragende Innen- und Außenwände.
Welcher Stein eignet sich am besten für den Hausbau?
Schon dieser grobe Überblick zeigt: Den idealen Stein beim Massivhausbau gibt es nicht. Es kommt immer auf das jeweilige Hausbauvorhaben an und darauf, welche Anforderungen das Mauerwerk erfüllen muss. So kann bereits die Lage des Hauses, die Wahl des Steins bestimmen, wenn das Eigenheim beispielsweise an einer befahrenen Straße gebaut werden soll. Aber auch die Größe des Hauses hat einen Einfluss auf die Steinwahl.
Die Druckfestigkeit – die Drucktragfähigkeit – und die Rohdichte (Verhältnis Masse zu Volumen) sind zwei wichtige Eigenschaften von Steinen. Je dichter ein Stein, umso höher sind Druckfestigkeit, Schalldämmung und Wärmeleitfähigkeit. Ein guter Schallschutz geht oft mit schlechten Wärmedämmeigenschaften einher und umgekehrt. Es sind dann jeweils besondere Maßnahmen zur Herstellung der Eigenschaften erforderlich, die der Stein selbst nicht erfüllt.
Auf einen Stein beim Hausbau festlegen
Grundsätzlich sollten Außenmauern nicht in Mischbauweise errichtet werden, also aus verschiedenen Steinarten mit unterschiedlicher Dichte und Festigkeit. Sonst steigt die Wahrscheinlichkeit von Setzrissen und Wärmebrücken.
Auf die Qualität der Steine für den Hausbau achten
Bei der Auswahl der Steine für den Hausbau lohnt der Blick auf eine gute Qualität. Auch innerhalb einer Steinart kann es durchaus Qualitätsunterschiede geben. Ziegel ist nicht gleich Ziegel. Hochwertige Steine sind ein Garant für die lange Lebensdauer einer Immobilie – auch wenn das oft mit einem höheren Preis verbunden sein mag. Die Mehrausgaben machen sich bezahlt mit Beständigkeit und Dauerhaftigkeit sowie geringerem Aufwand für Instandhaltung und Reparaturen.
Artikel veröffentlich am 26. August 2021, zuletzt überarbeitet am 31. Oktober 2024