Kaum ein modernes Wohnhaus kommt ohne Innentreppen aus. Selbst beim Bungalow bedarf es in einigen Fällen einer Kellertreppe. Treppen und Treppenhäuser stellen seit jeher eine architektonische Herausforderung dar. Dafür gibt es geniale Lösungen, wie man spätestens seit Balthasar Neumanns berühmten Treppenhaus in der Würzburger Residenz weiß. In den eigenen vier Wänden wird die Treppengestaltung etwas bescheidener ausfallen. Ein Hingucker kann die Treppe im Haus aber trotzdem sein.
Was sollte bei der Treppenplanung beachtet werden?
Offen im Raum oder separat in der Diele oder im Flur? Das ist eine Grundsatzfrage bei der Treppenplanung. Beides hat Vor- und Nachteile. Eine Treppe im Wohnzimmer kann - entsprechend ästhetisch gestaltet - wie ein schönes Möbelstück sein und den Raum großzügiger wirken lassen. Der Preis dafür ist mehr "Durchgangsverkehr" und weniger Abgeschlossenheit, die manchmal auch sehr geschätzt wird. Generell ist bei Treppen immer der zur Verfügung stehende bzw. benötigte Platz zu berücksichtigen. Je nach Treppenform fällt das sehr unterschiedlich aus. Am meisten Platz spart oft eine Spindeltreppe. Dies muss allerdings mit schmalen und gewundenen Stufen erkauft werden, die die Begehbarkeit erschweren und sperrige Transporte behindern.
Andere Treppenformen mögen mehr Platz beanspruchen, lassen sich aber auch intelligent nutzen - zum Beispiel durch Schaffung von Stauräumen und Regalflächen unter den Treppenstufen. Treppenpodeste erleichtern die Begehbarkeit, außerdem wichtig sind Trittsicherheit und genügend Licht, sei es natürlich oder künstlich. Besonders praktisch in dunklen Treppenhäusern ist eine Beleuchtung durch Bewegungsmelder. Somit brauchen Sie sich nicht um einen Lichtschalter kümmern und können mit bepackten Händen bequem die Treppe bewältigen.
Welche Treppenformen gibt es?
Man kann Treppen nach verschiedenen Kriterien unterscheiden. Zwei wichtige Einteilungen betreffen die nach der Laufrichtung und nach der Bauform. Sie werden nachfolgend vorgestellt. Neben den Grundformen gibt es zahlreiche Kombinationslösungen.
1. Treppen nach Laufrichtung
Gerade Treppen
Stellen die einfachste Treppenform dar. Es handelt sich um eine Treppe mit einem geraden Lauf ohne Unterbrechung oder Richtungsänderung, die zwei Ebenen miteinander verbindet.
Podesttreppen
Bei einer Podesttreppe ist eine Zwischenebene (Podest) in den Treppenlauf eingezogen. Podesttreppen können geradläufig sein oder ihre Richtung ändern. Bei einem einmaligen rechtwinkligen "Abknick" spricht man von einer zweiläufig gewinkelten Treppe mit Zwischenpodest. Es sind auch mehrläufige Treppen mit Zwischenpodesten möglich.
Wendeltreppen
Bei Wendeltreppen ist die Lauflinie nicht gerade, sondern beschreibt einen Kreis. Die Treppe windet sich dabei wie eine Schraube um einen zentralen Raum: das Treppenauge. Auch bei Wendeltreppen sind zwischengelegte Podestkonstruktionen möglich.
Spiral- oder Spindeltreppen
Wie die Wendeltreppe windet sich die Spiral- oder Spindeltreppe im Kreis. Der wesentliche Unterschied besteht hier darin, dass die Treppe um eine zentrale Säule (Spindel) herum geführt wird. Dadurch sind Spindeltreppen sehr platzsparend, aber eng.
Polygonaltreppen
Eine Polygonaltreppe ist so etwas Ähnliches wie eine "eckige" Wendeltreppe. Die Treppenführung folgt hier über (nicht-rechtwinklige) Abzweige. Sie sind eher in größeren Gebäuden mit geräumigen Innenhallen anzutreffen. In Eigenheimen spielen sie eine untergeordnete Rolle.
2. Treppen nach Bauform
Freitragende Treppen
Eine freitragende Treppe benötigt keine Hänge- oder Unterkonstruktion, sondern trägt sich aus sich selbst heraus. In Häusern kommen sie häufig als Faltwerktreppen vor. Die Treppenstufen erscheinen dabei "wie aufgefaltet", daher die Bezeichnung. Freitragende Treppen wirken durch ihre Bauweise oft sehr elegant und leicht.
Wangentreppen
Diese Treppenart ist ein Klassiker des Treppenbaus. Die Treppenstufen werden hier durch Wangen gehalten, die die Konstruktion tragen. Die Wangen können aus Stahl, Holz oder glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bestehen. Wangentreppen werden häufig für Kellertreppen eingesetzt. Bei Treppen in Innenräumen bestehen die Wangen gerne aus Holz oder GFK. GKF-Treppen erlauben auch filigranere Konstruktionen.
Bolzentreppen
Bei einer Bolzentreppe sind die einzelnen Treppenstufen durch Bolzen miteinander verbunden. Bei Tragbolzentreppen kommt den Bolzen nicht nur eine verbindende, sondern eine statische Funktion zu - es handelt sich um freitragende Treppen. Durch ihre Konstruktion wirken Bolzentreppen sehr luftig und lichtdurchlässig, bergen aber das Risiko, relativ leicht an einer Stufe hängenzubleiben.
Kragarmtreppen
In ihrer Grundform bestehen diese Treppen nur aus Stufen, die wie Arme aus der Wand "auskragen" (ein Architekturbegriff: = herausragen), daher Kragarm- oder Kragstufentreppe. Mit dieser Bauform lassen sich sehr puristische und stylische Treppen verwirklichen. Sie verlangen aber stabile Wände und stellen besondere statische Anforderungen.
Neben den aufgelisteten Bauformen gibt es auch noch zwei weitere Charakteristika. So gibt es einerseits noch aufgesattelte Treppen bei denen man zwischen Einholm- und Zweiholmteppen unterscheidet.
Eine weitere Unterteilung nimmt man bei den folgenden beiden Bauweisen vor:
Halbgestemmte Treppen
Bei dieser Treppenkonstruktion werden die Stufen in den Wangen eingebunden, ohne das es eine senkrechte Verbindung zwischen den Stufen gibt. Somit kann man zwischen den Stufen hindurchschauen, was den Raum größer wirken lässt.
Ganzgestemmte Treppen
Im Gegensatz zu einer halbgestemmten Treppe, kann man bei einer voll- oder ganzgestemmten Treppe nicht zwischen den Stufen hindurchsehen. Hier kommen Setzstufen zum Einsatz, bei denen die Stufen in voller Breite senkrecht verkleidet werden.
Welche Materialien kommen beim Treppenbau zum Einsatz?
Für den Treppenbau können verschiedene Materialien eingesetzt werden. Jedes hat seine besonderen Eigenschaften.
Die richtige Treppe für das Haus wählen
Last but not least sind beim Treppenbau die Vorschriften des Bauordnungsrechts einzuhalten. Neben den - in der Regel eher allgemeinen - Vorgaben der Landesbauordnungen hat die DIN 18065 für Treppen große Bedeutung. Sie wird inzwischen von den Landesbauordnungen weitgehend anerkannt. In der Norm werden zulässige Mindest- und Höchstmaße von Treppen definiert, zum Beispiel bei der nutzbaren Treppenlaufbreite, der Treppensteigung und dem Treppenauftritt. Das Baurecht unterscheidet außerdem zwischen notwendigen Treppen mit strengeren Anforderungen und nicht notwendigen, die weniger streng reglementiert sind.
In diesem baurechtlichen Rahmen besteht bei der Treppengestaltung eine große Freiheit, die nur durch den verfügbaren Raum bzw. die Fläche begrenzt wird. Es ist auf jeden Fall nicht notwendig, Treppen zu verstecken. Mit der richtigen Treppe, die zum übrigen Wohnstil passt, kann ein Raum deutlich aufgewertet werden. Ob Holz, Marmor oder Glas, Spindel-, Wendel- oder gerade Treppe, das ist auch eine Geschmacks- und Kostenfrage.
Wie viel kostet eine Treppe?
Welches Treppenmodel schließlich die Ebenenen in Ihrem Haus verbinden soll, ist oft auch abhängig vom vorhandenen Budget. Wie viel eine Treppe kostet ist dabei von vielen Faktoren abhängig. Je einfacher die Konstruktion, desto günstiger fällt der Preis für die Treppe aus. Es sei denn, es wird ein besonders hochwertiges Material wie Marmor gewählt. Dann kann eine geradläufige Wangentreppe um einiges mehr kosten, als eine freitragende Faltwerktreppe aus Stahl. Besonders preisintensiv erweisen sich Treppenkonstruktionen aus Glas, da hier eine exakte Statik gewährleistet werden muss. Die günstigsten Treppen fangen bei ca. 3.000 Euro an.