Fertighäuser werden in Deutschland wie auch in Österreich immer beliebter, da sie viele Vorteile bieten. Jedoch fragt sich so mancher zukünftige Hausbesitzer, ob ein Fertighaus auch so schalldicht wie ein vom Maurer hochgezogenes Haus ist. Es ist sogar so, dass moderne Fertighäuser aufgrund vielfältiger Möglichkeiten zum Schallschutz eine bessere Schallisolierung bieten können als konventionell errichtete Häuser.
Diese Maßnahmen können bereits bei der Planung berücksichtigt werden, lassen sich allerdings bei Bedarf auch im Nachhinein installieren. In einem maßgeschneiderten Fertighaus kann auch der individuell bevorzugte Schallschutz realisiert werden. Am besten können Ihnen Fachleute in diesem Punkt weiterhelfen, die Sie in beratender Funktion über das Kosten-Nutzungs-Verhältnis der gewünschten Schallschutz Maßnahmen informieren.
Wie können Wände effektiv vor Geräuschen gedämmt werden?
Zwar ist es immer klüger, den Schallschutz bereits bei der Planung des Hauses zu integrieren, aber bestehende Fertighäuser können erstaunlich einfach nachgerüstet werden, was viele Bauherren gar nicht erwarten, da sie sich diese Maßnahme als zu aufwendig vorstellen. Dabei können schon einige wenige Anpassungen, einen deutlich bemerkbaren Lärmschutz darstellen, wie die beliebten Rollläden zeigen. Aber auch eine schallabweisende Balkonbrüstung kann viel Straßenlärm abfangen und so für ein angenehmeres Wohnklima sorgen. Da eine Nachrüstung einiges an finanziellen Kosten bedarf, ist es sehr ratsam, den gewünschten Schallschutz in den Wänden und Decken bereits vor dem Hausbau zu berücksichtigen. Wie das funktioniert, zeigt die Infografik am Ende dieses Artikels.
Beim Wandschallschutz wird zwischen ein- und zweischaligen Wänden unterschieden, wobei eine einschalige Wand aus einer Schicht eines bestimmten Materials wie zum Beispiel Beton besteht. Zwei oder mehr Schichten desselben Materials müssen für eine zweischalige Wand auf der gesamten Fläche miteinander verbunden sein. Das Gewicht einer Wand bestimmt letztendlich ihren Luftschallschutzfaktor. Zudem ist es erforderlich, dass sie völlig intakt sind. Wenn sie Risse oder Fehlstellen aufweisen, mindert das ihren Luftschallschutz enorm, weshalb das Mauerwerk verputzt wird.
Verbesserter Schallschutz durch zweischalige Wände
Eine zweischalige Fertighauswand wiegt oft weniger als eine einschalige Wand, da sie von innen hohl und nicht massiv ist. Dabei besteht sie aus zwei unterschiedlichen Komponenten, die entweder biegesteif und dicker sind oder biegeweich und dünner. Zwischen diesen beiden Komponenten befindet sich eine separate Dämm- oder Luftschicht.
Dagegen bestehen die Wände von gemauerten Wohneinheiten bei Massivhäusern aus zwei biegesteifen Schalen, die entweder betoniert oder gemauert sein müssen. Zwischen ihnen befindet sich eine Faserdämmplatte, die etwaige Schallbrücken unterbinden soll. Eine Vorsatzschale bezeichnet eine biegeweiche Schale, die oftmals aus Gipskarton besteht.
Leichtbauwände bestehen bei zwei Schalen aus einem biegeweichen Material wie Holzwolle-Leichtbauplatten, die auf Stahlblechprofilen oder anderen Ständerkonstruktionen befestigt werden.
Bei zweischaligen Trennwänden gibt es eine sofortige Übertragung des Luftschalls, wobei sich der Schall auch über die Decken und Wände ausbreitet. Die Schallübertragung wächst proportional zur Leichtigkeit der Wände. Hat der Raum jedoch einen schwimmenden Estrich, ist dieser das Medium der Schallübertragung. Eine verbesserte Schalldämmung wird hier durch die Verwendung von zweischaligen Wänden aus unterschiedlichen Materialien in der Kombination biegeweich und biegesteif und der Verwendung von Schalldämmstoffen wie Mineralwolle in den Hohlräumen erreicht. Vorteilhaft ist es auch, wenn schon bei der Konstruktion darauf geachtet wird, dass keine Schallbrücken entstehen.
Wand-Schalen sollten beweglich bleiben
Die starren Verbindungen der beiden Schalen werden als Schallbrücken bezeichnet und können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen wie Nägel, Kanthölzern, Mörtelbrücken, Holzleisten oder Schrauben und sogar Rohre. Für eine gute Schalldämmung ist es wichtig, dass beide Schalen sich bei Bedarf bewegen können. Eingekeilte Wände vermindern den Schallschutz beim Fertighaus. Zudem sollte der Bauherr immer darauf achten, dass die Decken, Fußböden und Wandanschlüsse hervorragend abgedichtet sind.
Integrierte Dämmung in Zwischendecken – Welche gibt es?
Gesetzliche Anforderungen an den Schallschutz
Aus der Physik wissen Sie, dass sich der Schall wellenförmig in der Luft wie auch in Festkörpern ausbreitet und in Dezibel gemessen wird. Der durchschnittliche Wert für einen normalen Wohnraum wird mit 40 db (Dezibel) angegeben. In Mehrfamilien- oder Doppelhäusern klagen besonders die Bewohner der unteren Wohnungen über den Lärm aus den oberen Etagen. Die Mindestanforderungen des Gesetzgebers sind in der DIN 4209 geregelt, wobei diese Angaben nur das geforderte Minimum an Schallschutz darstellen. Empfohlen wird allerdings eine erhöhte Schallschutzmaßnahme wie sie auf dem Beiblatt 2 der DIN 4109 aufgeführt wird.
Für Einfamilienhäuser bestehen dagegen keinerlei gesetzliche Vorschriften bezüglich des Schallschutzes im Eigenheim.
Welche Schallschutzmaßnahmen stehen zur Verfügung?
Trittschalldämmung in Mehrfamilienhäusern
In einem Mehrparteien-Wohnhaus sind es vor allem die Laufgeräusche, der sogenannte Trittschall, der für Unmut unter den Hausbewohnern sorgt. Um diesen zu vermeiden, ist eine vernünftige Trittschalldämmung das A und O. Die Zwischendecken in Häusern werden oftmals als Holzbalkendecken hergestellt, wobei sie leider den falschen Ruf haben, den Trittschall nur geringfügig zu dämmen. Diese Holzdecken bestehen nämlich aus mehreren Schichten aus unterschiedlichen Materialien, deren Kombination so abgestimmt werden sollte, dass sie die Übertragung von Schallwellen unterbindet.
Zu den beliebtesten Methoden hierfür gehört der schwimmende Estrich, der so genannt wird, weil unter ihm eine Schicht zur Trittschalldämmung aufgebracht wurde. Wichtig ist dabei, dass der Estrich nicht an die Wände reicht. Die Hohlräume werden mit Randdämmstreifen aufgefüllt. Allerdings können auch die Hausbewohner unwissentlich den Schallschutz verringern, wenn sie zum Beispiel einen Schrank installieren, der Decke und Wand oder Wand und Boden miteinander verbindet. Dadurch ist nämlich eine Schallübertragung erneut möglich.
Für den Schallschutz die Holzdecken verstärken
Eine interessante Maßnahme für einen effektiven Schallschutz ist eine Entkopplung der Bauteile. Wer eine Decke abhängen möchte sollte zum Beispiel dafür Federschienen statt Holzlatten verwenden, da die Holzlatten wie eine Schallbrücke wirken. Durch die Federschienen werden die Berührungspunkte minimiert. Zusätzlich sollten die Zwischenräume der Decke mit einem entsprechenden Dämmmaterial aufgefüllt werden, was sowohl dem Schallschutz wie auch der besseren Wärmedämmung dient.
Es hat sich auch die Methode bewährt, die Holzdeckenbalken mit Vollziegeln, Betonplatten oder mit Kalksandstein zu beschweren, damit der Luftschall durch das feste Material erstickt wird. Allerdings ist diese Methode kostenintensiv und wirkt sich auf den kompletten Hausbau aus. Wenn die einzelnen Schichten der Holzdecke richtig aufeinander abgestimmt sind, optimiert sich der Schallschutz sofort. Das offizielle Maß der Trittschalldämmung liegt bei 56 db, wobei dieses Maß nicht den Geräuschpegel anzeigt, sondern welchen Geräuschpegel es ausschalten kann.
Rohrleitungen gegen Schallwellen dämmen
Wer an den Schallschutz im Eigenheim denkt, denkt zuerst sicher nicht an die zahlreichen Rohrleitungen, die für die sanitären Einrichtungen im Haus unabdingbar sind. Leider kann sich das Geräusch von laufenden Wasser in einem Haus durch alle Wände ausbreiten. Darum ist es sinnvoll diese Rohrleitungen bei der Verlegung durch eine Ummantelung zu dämmen, was sich besonders empfiehlt, wenn das Badezimmer an das Schlafzimmer grenzt.
Auch spezielle Installationswände können dabei nützlich sein, da sie dicker und zusätzlich gedämmt sind.
Treppen geräuschlos planen
Treppen sollten eigentlich von Profis geplant werden, denn sie gehören zu den Bestandteilen eines Hauses, die für Lärm und Unfrieden sorgen können. Einige Treppenkonstruktionen sind nur oben und unten befestigt, andere wiederum sind dermaßen auf die notwendigsten Teile reduziert, dass sie leicht in Schwingung geraten, wenn sie benutzt werden, was sie noch lauter macht. Hier hilft es, die erste und die letzte Stufe mit modernen Neoprenauflagen zu entkoppeln, wodurch die Schwingungsübertragung reduziert wird. Auf den einzelnen Stufen ist ein Trittschallschutz sinnvoll, da dieser die Lärmbelästigung stark reduziert.
Wenn die Treppe direkt an der Wand angebracht wird, sollten die Wangen ebenfalls entkoppelt werden, was auch für die Verankerung sinnvoll ist.
Fenster und Türen dämmen
Gerade die Wahl der Fenster kann einen erheblichen Einfluss auf den Schallschutz eines Hauses haben. Um das Eigenheim von äußeren Geräuschen abzuschotten, bieten sich speziell entwickelteSchallschutzfenster an. Hierbei werden Glasscheiben unterschiedlicher Dicke miteinander kombiniert. Die äußere Fensterscheibe ist dabei dicker als die innere Scheibe. Zwischen den beiden Glasscheiben befindet sich ein Abstandhalter. Der entstandene Raum wird mit Argon-Gas gefüllt, was die Schalldämmung zusätzlich verstärkt. Darüber hinaus helfen Rollkastenläden, um gerade in der Nacht die Räume von Geräuschen abzudichten.
Bei Türen ist darauf zu achten, dass diese ohne Schallbrücken eingebaut und optimal abgedichtet werden. Des Weiteren gewähren Türen mit einer höheren Masse einen besseren Schallschutz. Es empfehlen sich Schallschutztüren aus Metall oder Holz.
Tipps für einen optimalen Schallschutz
Von allen Hausarten lassen sich gerade Fertighäuser am besten schallisolieren, vor allem, wenn Sie von Anfang an etwas mehr in den Schallschutz investiert, was sich langfristig bezahlt macht. Und zwar nicht nur, weil ein guter Schallschutz Ihre eigenen Nerven schont und den Wohnkomfort unglaublich erhöht, sondern weil es den Wert des Hauses nachhaltig aufwertet. Einige der Schallschutzmaßnahmen kosten viel Geld und sind kostengünstiger, wenn sie bereits bei der Bauplanung einbezogen werden. Andere wiederum lassen sich viel leichter erreichen und sind recht günstig. Welche Maßnahmen wirklich sinnvoll sind, kann Ihnen meist der Architekt oder das Bauunternehmen sagen, was zum guten Kundenservice gehört.
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