
Brandschutz beim Fertighaus: So feuerfest sind Fertigteilhäuser aus Holz

Holz hat sich schon lange als besonders zukunftsfähiger Baustoff etabliert. Dies verwundert kaum, da sich mit dem nachwachsenden Baumaterial Wohnraum wesentlich klimaschonender, energieeffizienter und somit leichter CO2-neutral umsetzen lässt als mit konventionellen Baustoffen – ganz zu schweigen vom Thema wohngesundes Zuhause. Deswegen entscheiden sich immer mehr Menschen für den Bau eines Fertighauses aus Holz, mittlerweile laut Statistischem Bundesamt sogar jede vierte Baufamilie.
Allerdings fürchten einige Bauinteressierte eine erhöhte Brandgefahr beim Fertighaus und anderen Holzbauweisen und verzichten somit aus Angst auf die Vorteile beim Holzbau. Sie wählen stattdessen ein massives Haus aus Stein und Beton, welches traditionell als besonders feuersicher gilt. Aber: Neu errichtete Fertighäuser sind genauso feuerfest wie ihre massiven Pendants, und erfüllen die gleichen gesetzlichen Anforderungen an den Brandschutz. Ansonsten würden weder private Bauprojekte in Fertigbauweise noch öffentliche Holzbauten wie Schulen oder Kindergärten bauamtlich genehmigt werden.
Auch statistisch gesehen brennen Holzhäuser nicht öfter als solche, die aus anderen Materialien wie beispielsweise Stein errichtet worden sind. Ein Holz- oder Fertighaus birgt also keine höheren Risiken in Bezug auf die Brandsicherheit als ein Massivhaus.
Um endgültig alle Zweifel im Hinblick auf den Brandschutz beim Fertighaus aus dem Weg zu räumen, gehen wir im Folgenden auf alles Wissenswerte rund um dieses Thema ein.
In der Regel wird ein heutiges Holzhaus und somit auch ein Fertighaus so gebaut, dass im Falle eines Brandes an den Außenflächen der Bauteile Holzkohle entsteht, welche eine Art Dämmschicht mit geringer Wärmeleitfähigkeit bildet. Dadurch wird das Vordringen des Brandes in das Bauteilinnere von Fertighäusern deutlich verlangsamt. Dank dieser Dämmschicht entstehen maximal äußere Verkohlungsschäden und das Holz behält seine Festigkeit und Tragfähigkeit. Anders ausgedrückt: Die Bauelemente aus Massivhölzern eines Fertighauses bleiben im Falle eines Feuerschadens innen unbeschädigt. Sie müssen also keine Angst haben, dass das Holzhaus bei einem Brand zusammenbricht, die Statik bleibt gewährleistet.
Im Gegensatz dazu knickt ein Stahlträger bei Erreichen eines bestimmten Hitzegrades ohne Vorwarnung einfach weg, da ab einer gewissen Temperatur Stahl seine Stabilität schlagartig verliert; das entsprechende Gebäude stürzt dann im ungünstigsten Fall von einer Sekunde auf die andere ein. Beim Holzbau lassen sich dagegen die Abbrandraten genau erkennen, deswegen ist die statische Feuerfestigkeit hier berechenbar.
Eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten lässt sich für das Holzständerwerk eines Fertighauses ohne weitere konstruktive Maßnahmen bewerkstelligen. Durch eine zusätzliche Beplankung mit Gipskartonplatten oder anderen nichtbrennbaren Werkstoffen (Holzrahmenbau) lässt sich dann eine Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten erreichen.
Dr. Thomas Engel, Gruppenleiter Brandforschung am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion an der TU München, hat kürzlich Untersuchungen und Versuche zum Brandschutz im Holzbau und dem Nachbrandverhalten von Bauteilen aus Holz durchgeführt. Diese bestätigen sogar eine noch stärkere Feuerbeständigkeit von Holzbauten. Denn eine Feuerwiderstandsfähigkeit von 90 Minuten und schnelle Ablöschbarkeit blieb im Brandversuch sogar auch dann bestehen, wenn die Hälfte der Innenwände nicht mit Brandschutzverkleidungen versehen war, sondern stattdessen aus sichtbarem Massivholz bestand. Eine Holzkonstruktion beim Hausbau garantiert also die gleiche Sicherheit im Falle eines Brandes wie ein Massivbau.
Baustoffe und Bauteile teilt man, je nachdem, wie lange einem Feuer standgehalten werden kann, alle in eine Feuerwiderstandsklasse ein. Hier eine Übersicht aller Klassen:
Feuerwiderstandsklasse | Funktionserhalt | Offizielle Benennung |
---|---|---|
F30 | 30 Minuten | feuerhemmend |
F60 | 60 Minuten | hochfeuerhemmend |
F90 | 90 Minuten | feuerbeständig |
F120 | 120 Minuten | hochfeuerbeständig |
F180 | 180 Minuten | höchstfeuerbeständig |
Die Feuersicherheit im Fertighaus beruht also einerseits auf der hohen Feuerbeständigkeit des Tragwerks aus Holz, auch aufgrund einer nicht brennbaren Brandschutzbekleidung (Brandlast-Kapselkriterium), Brandschutzriegeln bzw. Brandsperren bei der Fassade sowie einer möglichst offenen Raumaufteilung mit schnellen Fluchtwegen.
Neben der Konstruktion gibt es allerdings andererseits auch bei der Inneneinrichtung in Bezug auf den Brandschutz einiges zu beachten. Denn das erste, das anfängt zu brennen, ist die Inneneinrichtung – diese bildet also die größte Brandgefahr. Sie wird meist in Brand gesteckt durch den unsachgemäßen Umgang mit offenem Feuer oder leicht entzündlichen Flüssigkeiten. Innerhalb weniger Minuten stehen dann Gardinen, Teppiche, Bodenbeläge, Möbelbekleidungen und Paneele aus Kunststoff in Flammen.
Die erste Maßnahme für mehr Brandsicherheit im Fertighaus ist demnach, mit offenem Feuer mit der angebrachten Umsicht umzugehen: Lassen Sie beispielsweise Kerzen oder den Kamin nicht unbeaufsichtigt brennen, Essen sollte nicht alleine in der Küche vor sich hin kochen, und auch beim Grillen, Lagerfeuer im Garten oder Nutzen einer Feuerschale auf der Terrasse ist Vorsicht das oberste Gebot.
Ob es sich dabei um ein Fertighaus als Holzhaus oder ein Massivhaus handelt, ist völlig egal. Das größte Problem ist beim Brand der Inneneinrichtung auch nicht das Feuer. Viel gefährlicher ist der Rauch, der zu Rauchvergiftungen oder einer Erstickung der Bewohner führen kann. Hervorgerufen wird der Rauch durch das Verbrennen der oben genannten Teile aus Kunststoff, die in jeder Inneneinrichtung zu finden sind. Generell gilt: Je weniger Möbel und Einrichtung vorhanden ist, desto weniger schnell brennt es im Ernstfall.
Ganz gleich ob Sie ein Steinhaus oder ein Holzhaus bauen, sollte Sie darauf achten, dass alle gesetzlichen Brandschutzanforderungen und Richtlinien erfüllt sind. Welche das sind, kann man direkt bei den dafür zuständigen Behörden oder Landesbauordnungen anfragen. Bauen Sie mit einem Fertighausanbieter, dann ist die konforme Ausführung von Anfang an garantiert.
Der Brandschutz im Holzhaus ist genauso wichtig wie der in einem Haus aus einem anderen Material. Daher sollten Sie all diese Dinge beim Bau eines Hauses unbedingt berücksichtigen, um Ihr eigenes Leben und das Ihrer Mitbewohner zu schützen.
Mittlerweile gilt in jedem deutschen Bundesland eine Rauchmelderpflicht für alle Neu- und Umbauten. Ein Rauchmelder muss sich somit sowohl in allen Aufenthaltsräumen und Schlafzimmern als auch in allen Fluren und Fluchtwegen befinden. Die Küche und das Bad sind meistens ausgeschlossen. Die Rauchmelder sind vom Hauseigentümer zu installieren.
Falls bei einem Brand das komplette Haus abbrennt, was statistisch gesehen bei Fertighäusern nicht häufiger geschieht als bei Massivhäusern, kann es dem einen wie dem anderen Hausbesitzer egal sein, ob sein Haus nun aus Holz oder Stein gebaut wurde. Die Versicherung zahlt sowieso den Wiederaufbau. Dabei sind aber die Besitzer von Fertighäusern wahrscheinlich sogar im Vorteil.
Bei einem Massivhaus bleibt eine Gebäudehülle zurück, die nicht mehr saniert werden kann und deshalb abgerissen werden muss. Die Kosten hierfür trägt der Hauseigentümer und nicht die Versicherung, was die wenigsten Hausbesitzer wissen. Von Fertighäusern bleibt nach einem verheerenden, über mehrere Stunden andauernden Feuer meist nur ein Teil der Gebäudehülle So sind die Kosten für die Entsorgung der Gebäudereste sehr viel geringer, wenn auch die Gesetzgebung über die Entsorgung von Altholz beachtet werden muss.
Mittlerweile haben auch die Landesbauordnungen und die Gebäudeversicherer erkannt, dass moderne Holzhäuser keine erhöhte Brandgefahr bedeuten. Selbst mehrgeschossige Gebäude besonderer Art und Nutzung wie beispielsweise Schulen sind nach der neuen Musterbauordnung in Holzbauweise möglich. Auch die meisten Versicherungen machen keinen Unterschied mehr zwischen Holzhaus und Steinhaus. Und wenn für eine Wohngebäudeversicherung oder Feuerversicherung dennoch höhere Prämien gefordert werden, so finden sich sicherlich alternative Versicherer, die nicht auf Basis eines unbegründeten Vorurteils Zusatzgewinne einplanen.
Es ist nicht notwendig, auf die vielen Vorteile, die ein Holzhaus bietet, verzichten zu müssen, das Brandrisiko lässt sich mit den richtigen Sicherheitsstandards gut eingrenzen und die Brandsicherheit ist mindestens genauso hoch wie in einem aus Stein errichteten Haus. Hier spielt es keine Rolle, dass Holz ein brennbarer Stoff ist, denn es besitzt nur eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit.
Demnach ist ein Holzhaus nicht anfälliger für Feuer als ein Massivhaus.