Erwartet man Nachwuchs, plant einen Wintergarten für eine sonnendurchflutete Erweiterung des Wohnraums, benötigt ein zusätzliches Home Office oder möchte das Projekt Mehrgenerationenwohnen angehen, reicht der Platz im eigenen Heim oft nicht mehr aus. Als Alternative zu komplettem Neubau und Umzug bietet sich ein Anbau am Haus an. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Möglichkeiten Sie bei einem Hausanbau beziehungsweise Anbauhaus haben und welche Kosten Sie für den Anbau an ein bestehendes Haus einkalkulieren müssen.
Was ist ein Anbau fürs Haus?
Ein Hausanbau, fachsprachlich auch Annex genannt, ist jede bauliche Erweiterung eines bereits bestehenden Gebäudes. Mit einem Anbau am Haus wird üblicherweise die Wohnnutzfläche erweitert. Folglich spricht man von einem Hausanbau, wenn durch die nachträglichen Baumaßnahmen ein neuer Gebäudeteil mit Wohnraum entsteht, im Falle eines Anbauhauses eine komplette Wohneinheit.
Streng genommen gehört eine Aufstockung nicht zu den Anbauten bei Haus, weil hier ein ganzes zusätzliches Stockwerk aufgesetzt wird, wir zählen diese aber in weiterem Sinne hinzu. Weitere Beispiele für spätere Anbauten für Häuser im Bestand sind Wintergärten, überdachte Terrassen, ein angebauter Büro-Container im Garten oder ein nachträglich angegliedertes Wohnmodul anstelle einer von vornherein eingeplanten Einliegerwohnung.
Für einen Anbau am Haus gelten dieselben baurechtlichen Voraussetzungen wie für die Errichtung eines Gebäudes. Da das Baurecht Ländersache ist, hängt die Erfordernis einer Baugenehmigung von den Baugesetzen des Bundeslandes ab, in dem der Anbau an ein bestehendes Haus geplant ist. Daneben müssen unter Umständen noch weitere baurechtliche Voraussetzungen erfüllt werden.
Wohnmodul FlyingSpace, als über einen Flur verbundener Anbau am Haus von SchwörerHaus
Ist bei einem Anbau am Haus eine Baugenehmigung erforderlich?
Grundsätzlich ist jeder Hausanbau genehmigungspflichtig. So sehen es die Baugesetze der einzelnen Bundesländer vor. Die Genehmigungspflicht bezieht sich auf alle Anbauten, die direkt an das Haupthaus angegliedert sind oder auch freistehend (technisch gesehen also nicht als direkter Anbau am Haus) errichtet werden. Um die Baugenehmigung zu bekommen, müssen Sie sich an Ihre örtliche Baubehörde wenden und dort einen Bauantrag stellen.
Unter Umständen sind gewisse Hausanbauten genehmigungsfrei. Dies gilt beispielsweise in einigen Bauordnungen für Garagen, Gartenhäuschen oder einen Geräteschuppen. Aber auch hier gibt es bestimmte Vorgaben zu beachten, um tatsächlich genehmigungsfrei bauen zu können. Im Zweifelsfall schafft eine Bauvoranfrage Abhilfe.
Wirkt wie ein eigenständiges Eigenheim: Anbauhaus als moderner Einfamilien-Holzkubus, von Bau-Fritz mit Zwischenbaukörper zum klassischen Bestandsgebäude mit Satteldach links im Bild
Erfahren Sie hier genau, wann ein Hausanbau oder sogar ein ganzes Anbauhaus keine Baugenehmigung voraussetzen.
Anbau am Haus: Weitere baurechtliche Voraussetzungen
Eine weitere baurechtliche Voraussetzung für das Anbauhaus bezieht sich auf die Höhe des Anbaus. Auch hier muss sich eine Baufamilie an die landesrechtlichen Baubestimmungen und die Vorgaben der örtlichen Baubehörde halten, wenn sie einen Anbau an ein bestehendes Haus plant, sowohl was die First- wie auch die Traufhöhe angeht.
Das kommunale Baurecht einer Stadt oder Gemeinde bestimmt im Detail, wie hoch ein Hausanbau sein darf. Hier kann zum Beispiel geregelt sein, dass ein bestehendes Gebäude nur um eine begrenzte Anzahl an Geschossen erweitert werden darf. Sieht also der örtliche Bebauungsplan vor, dass in einem Teil des Ortes ein Haus nur um ein weiteres Geschoss erweitert werden darf, bekommen Sie keine Baugenehmigung, wenn Sie eine andere Bauweise planen.
Fertighaus von Gapp Holzbau, hier schon von vornherein geplant, sind ein solcher Wintergarten und eine überdachte Terrasse als späterer Anbau beim Haus ebenfalls gut umsetzbar, sofern alle baurechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.
Weiterhin müssen Grenz- und Abstandsflächen zu Nachbargrundstücken auch bei einem Anbau am Haus bedacht werden.
Vorab beim Bauamt nach Vorgaben zum Hausanbau erkundigen
Für eine Baufamilie ist es daher empfehlenswert, sich mit der Bauordnung des Bundeslandes auseinanderzusetzen, in dem der Anbau eines Gebäudes geplant ist.
In Hessen, Niedersachsen und Bayern ist die Mindesthöhe explizit vorgegeben. Hiernach darf der Anbau die Höhe von 2,20 Meter nicht unterschreiten. Wir der Anbau an einer Immobilie bei einer Baubehörde in Berlin, Brandenburg oder Sachsen beantragt, schreibt das Länderrecht dem Bauherrn sogar eine Mindesthöhe von 2,30 Meter vor.
Die erlaubte Größe Ihres geplanten Hausanbaus kann zudem durch Baulasten auf Ihrem Grundstück beeinflusst werden. Die örtliche Baubehörde, der Bebauungsplan und das Baulastenverzeichnis geben hierüber Aufschluss.
Hausanbau: Welche Möglichkeiten gibt es?
Um einen Hausanbau oder gar ein ganzes Anbauhaus umzusetzen, stehen Ihnen mehrere Wege offen:
Anbau fürs Haus mit Fertigmodulen
Der Anbau aus Fertighaus-Elementen oder gar als komplette Hausanbau-Module bietet beispielsweise die Möglichkeit, eine bestehende Immobilie zu erweitern, wenn der Platz für ein Kinderzimmer, ein Arbeitszimmer oder eine Waschküche nicht mehr ausreicht. Je nach Wunsch und in Abstimmung mit den örtlichen Baubestimmungen kann der Anbau aus Holz oder aus Beton realisiert werden. Da es sich hierbei um vorgefertigte Elemente handelt, kann der Anbau für Ihr Haus innerhalb kürzester Zeit errichtet werden.
Schlüsselfertiges Fertighaus, mit über einen Durchgang angefügtem Hausanbau-Modul von SchwörerHaus
Moderner Anbau an Altbau
Planen Sie, Ihren Altbau um einen Anbau zu erweitern, müssen Sie neben den baurechtlichen Vorgaben insbesondere darauf achten, dass der neue Gebäudeteil zu dem bereits bestehenden passt und gegebenenfalls Vorlagen des Denkmal- und Naturschutzes erfüllt. Ein Anbau im moderner Architektur kann dennoch als gekonnter Stilbruch mit dem Haupthaus besonders gut harmonieren.
Hausanbau durch Verlängerung
Voraussetzung für einen Hausanbau durch Verlängerung ist, dass das Grundstück den erforderlichen Platz bietet, was meist bei einer langgezogenen, schmalen Form der Fall ist. Bei dieser Bauweise wird der Anbau an der Rückfront des bestehenden Gebäudes angebracht. Dies stellt deshalb einen Vorteil dar, weil an der Fassade des Bestandsgebäudes keine Veränderungen vorgenommen werden müssen. Dadurch sparen Sie zusätzliche Kosten ein.
Gebäudeanbau durch Verbreiterung
Bei dem Anbau eines Hauses durch Verbreitung haben Sie die Wahl: Sofern das Grundstück ausreichend Platz bietet, kann der Anbau ans bestehende Haus sowohl rechts- als auch linksseitig ausgerichtet werden. Zu berücksichtigen gilt hier, dass sich die Hauserweiterung unter Umständen auch auf das Dachgeschoss bezieht. Für die Neugestaltung des Dachstuhls und neue Eindeckung sind zusätzliche Kosten anzusetzen.
Einfamilienhaus von Bau-Fritz, von Beginn an mit dem weiß verputzen Hausanbau als Arbeitsstätte und der freistehenden Doppelgarage in die Breite konzipiert.
Gebäudeanbau durch Aufstockung des Gebäudes
Wird der Hausanbau durch Aufstockung des Gebäudes realisiert, sollte die Baufamilie darauf achten, dass die Bausubstanz des bestehenden Hauses sich für die Dachaufstockung eignet. Auch hier ist es in jedem Fall geboten, dass Sie sich sich bei den vorbereitenden Planungen um die Baugenehmigung kümmern. Insbesondere ist darauf zu achten, dass die örtlich erlaubte Geschossanzahl eingehalten wird.
Anbau beim Haus als Aufstockung: Statik beachten
Ein weiterer Punkt, der beim Hausanbau durch Aufstockung bedacht werden muss, ist die Statik des bestehenden Gebäudeteils. Die Last, die von dem Anbau auf das Haus übergeht, muss von diesem getragen werden. Eventuell ist auch eine Anpassung des Innenteils, z. B. beim Treppenhaus, erforderlich. Auch müssen Sie hier zusätzliche Kosten für die Eindeckung des Daches einplanen.
Was kostet ein Anbau an ein bestehendes Haus?
Beim Anbau ans Haus sind Kosten bei einer Erweiterung um 50 Quadratmeter von im Schnitt 100.000 Euro zu erwarten. Hierbei orientieren sich die Hausanbau-Kosten pro qm an einem Preis, der bei schlüsselfertiger Übergabe zwischen sehr günstigen 1.800 Euro und über 3.000 Euro in Luxusausführung liegen kann – abhängig von der Ausstattung und der Architektur des Hausanbaus.
Ob der Anbau fürs Haus mit Fertigmodulen oder in Massivbauweise durchgeführt wird, hat hierbei keinen Einfluss auf die letztendlichen Kosten.
Hingegen muss bei der Kostenkalkulation berücksichtigt werden, ob der geplante Anbau unterkellert ist.
Förderungen für den Anbau ans Haus
Sollten Sie zusätzliche Modernisierungsmaßnahmen im Zuge Ihres Hausanbaus planen, kommen verschiedene Fördermöglichkeiten über KfW und BAFA in Betracht. Nutzen Sie beispielsweise die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für die komplette Sanierung Ihres Eigenheims oder die BAFA-Förderung für Einzelmaßnahmen. Auch ein Hausanbau im Rahmen eines altersgerechten Umbaus kann über das KfW-Programm 159 unterstützt werden.
Häufige Fragen zu Hausanbauten
Artikel veröffentlicht am 20. August 2021, zuletzt überarbeitet am 14. Oktober 2014