Ein Haus mit undichter Gebäudehülle hat unnötigen Wärmeverlust, der den Gesamtenergieverbrauch und folglich die Energiekosten in die Höhe treibt. Bauherren stehen vor der Frage, wie ihre Gebäudehülle eine optimale Dichtigkeit erreicht. Eine Dämmung der Fassade kann Abhilfe schaffen. Positives und Negatives ist über das Thema Außendämmung im Umlauf. Bauherren stellen sich zu Recht die Frage, ob eine Dämmung der Fassade heutzutage noch zeitgemäß ist.
Außendämmung in der Kritik
Es gibt vielfältige Kritikpunkte, die eine Außendämmung der Fassade betreffen: nicht umweltfreundlich, Entsorgungsprobleme, eine Verschwendung von wertvollen Ressourcen, Einpacken eines Hauses in Kunststoff, Algengefahr, hohe Brandgefahr, optische Nachteile... Dies sind nur einige der Argumente, die Kritiker anführen. Werden wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis herangezogen, treffen nur wenige Kritikpunkte zu. Dämmmaterialien wie Polysterol wurden weiterentwickelt.
Die massive Ablehnung bedingt, dass sich viele Bauherren nicht mit dem Themenkomplex "Fassade dämmen "beschäftigen. Teilweise werden andere Baumaterialien - wie Porenbeton anstelle von Ziegeln - verwendet. Teilweise verzichten Bauherren komplett auf eine zusätzliche Dämmung und verschenken Energieeinsparpotenziale.
Angst vor Schimmelbildung
Größter Kritikpunkt - mit zugegeben angsteinflößender Wirkung - ist die hohe Schimmelgefahr, die von einer gedämmten Fassade ausgeht. Kritiker behaupten: Kann eine Wand nicht atmen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit im Hausinneren - bevorzugt an den Außenwänden - Schimmel entsteht. Dieses Argument lässt sich leicht entkräften: Eine Fassadendämmung verringert die Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenbereich. Dadurch lässt sich die Situation vermeiden, dass warme Raumluft auf eine kalte Außenmauer trifft. Es kann sich kein Tauwasser bilden. Schäden durch Feuchte und Schimmel treten erst gar nicht auf. Bauherren, die sich unsicher fühlen, können auf eine hinterlüftete Vorhangfassade zurückgreifen, die Außenwänden das Atmen weiterhin ermöglicht.
Fassade dämmen - Vor- und Nachteile
Wird die Dämmung einer Fassade fachgerecht ausgeführt, bietet sie viele Vorteile. Wichtigster Aspekt ist, dass sich Wärmeverluste - gegenüber einer ungedämmten Wand aus klassischen Ziegeln - bis zu 70 Prozent reduzieren lassen. Wichtig ist es, im Vorfeld eine professionelle Berechnung hinsichtlich der notwendigen Stärke der gewählten Dämmung durchführen zu lassen. Sie muss die Werte sämtlicher Baumaterialien einbeziehen. Ein Energieberater sollte in seinen Berechnungen mögliche Förderungen berücksichtigen, die eine eventuell erreichbare bessere Effizienzhaus-Klasse nach der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG, Start 01.07.2021) bringt. Besonders interessant ist diese Rechnung für Bauherren, die mehrere Wohneinheiten in ihrer Immobilie planen, die separat gefördert werden.
Energiefachberater bevorzugen eine Außendämmung gegenüber einer Innendämmung, da durch die vollflächige Anbringung keine Gefahr besteht, dass ungewollte Wärmebrücken auftreten. Wird eine Wärmedämmung der Fassade von Anfang an in das Gesamtenergiekonzept eingeplant, sind die Optimierungsmöglichkeiten maximal. Bauherren können frei entscheiden, ob sie sich für eine hinterlüftete Vorhangfassade oder ein Wärmedämmverbundsystem entscheiden. Etwaige Anschlüsse - beispielsweise für einen Wintergarten - können in der Bauphase berücksichtigt werden.
Wer sich für Holzweichfaserplatten als Dämmmaterial entscheidet, darf aus Brandschutzgründen damit keine Wände dämmen, die auf einer Grundstücksgrenze stehen. Weitere Nachteile liegen darin, dass für eine Fassadendämmung Kosten entstehen. Dauert die Amortisationszeit zu lange, ist es unter Umständen günstiger, das Geld an anderer Stelle zu investieren. Ein Energieberater hilft Bauherren, durch fundierte Berechnungen Antworten zu finden.
Vorteile:
Wärmeverluste lassen sich bis zu 70 Prozent reduzieren
Förderung für energieeffizientes Bauen kann in Anspruch genommen werden
Nachteile
Höhere Kosten bei Fassadendämmung
Gründe für den Verzicht auf eine Außendämmung
Ist ein Verzicht auf eine zusätzliche Dämmung der Außenwände sinnvoll? Unter gewissen Umständen ist die Frage zu bejahen. Wer eine Dämmung der Fassade plant, könnte ebenso gut die Außenhülle des Gebäudes mit Baumaterialien errichten, die eine bessere Wärmedämmfähigkeit aufweisen. Spezielle Ziegelformen und Porenbetonsteine weisen hervorragende Wärmedämmeigenschaften auf, welche den Verzicht auf eine zusätzliche Dämmung zulassen. Abhängig von den energetischen Werten eines Hauses amortisieren sich unter Umständen die zusätzlichen Fassadendämmung Kosten nicht über eine sinnvolle Zeitspanne. Fällt die Kosten-Nutzen-Abwägung negativ aus, ist es ressourcenschonender, die Dämmung wegzulassen.
Werden Platten aus Polysterol auf eine Fassade aufgeklebt, spricht man von einem Wärmedämmverbundsystem. Polysteroldämmungen liegen aus Umweltschutzgründen in der Kritik. Ein Recycling von EPS mit dem bis 2015 eingesetzten Flammschutzmittel HBCD ist nicht möglich. Es wird am Ende seiner Nutzungsdauer verbrannt. Die neueste Forschung arbeitet daran, aus gebrauchten modernen Polystyrol-Dämmplatten wieder neue Platten herzustellen und einen geschlossenen Kreislauf zu erzeugen. Noch ist diese Nutzung in der Planung, doch die Forschungsergebnisse sind vielversprechend. Gelingt es, können umweltbewusste Bauherren überlegen, den günstigen und leicht verarbeitbaren Fassadendämmstoff zu verwenden.
Wichtig für Bauherren, die ihre Fassade dämmen möchten, ist es, sich die objektive Meinung eines kompetenten Energieberaters einzuholen. Eine professionell ausgeführte Fassadendämmung kann für Neubauten Sinn ergeben. Unter Umständen ist es besser, Alternativen zu wählen und die angestrebte Effizienzhaus-Klasse auf andere Weise zu erreichen.