
Was ist ein Fertighaus? Die Grundlagen verständlich erklärt

Die Fertigbauweise hat sich mittlerweile neben der konventionellen Massivbauweise fest etabliert – gemäß neuester Meldungen des Statistischen Bundesamts ist mittlerweile jedes vierte Neubau-Einfamilienhaus in Deutschland ein Fertighaus. In Österreich machen Fertighäuser bereits rund ein Fünftel der neuen Wohnbebauung bei Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern aus.
Was genau man unter einem Fertighaus versteht, welche Vor- und Nachteile die Fertigbauweise hat, wie die Herstellung eines Fertigteilbaus in der Produktionsstätte abläuft und weitere wissenswerte Aspekte des Fertigbaus behandeln wir im Folgenden.
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Was ist ein Fertighaus?
In einfachen Worten werden beim Fertighausbau Einzelteile und Bauelemente in Produktionshallen vorgefertigt und diese zum Grundstück geliefert, um sie vor Ort auf der Baustelle in wenigen Tagen zu einem Haus zusammenzusetzen. Per Definition ist ein Fertighaus demnach ein Haus bestehend aus in einer Fabrik industriell und witterungsunabhängig vorproduzierten Bauteilen wie Wand- und Deckenelementen, das auf einem Fundament (Bodenplatte oder Kellerdecke) montiert wird. Türen und Fenster werden beim Fertighausbau von Anfang an eingeplant. Das heißt, dass die Vorbereitungen für alle Öffnungen bereits in der Fabrik und nicht auf Ihrer Baustelle erfolgen. Je nach Bauweise ist der Wandaufbau einschließlich Dämmung bei Anlieferung schon komplett.

Dem hell verputzten 1,5-Geschosser mit Panoramafenstern sieht man die Fertigbauweise von außen nicht an (Merano von RENSCH-HAUS)
Der am häufigsten genutzte Baustoff im Fertigbau ist Holz, es gibt aber auch Möglichkeiten, mit Beton oder Leichtbeton (Blähton) zu bauen. Insbesondere Holz als Baumaterial beim Fertigteilbau hat hervorragende Dämmeigenschaften. Trotzdem kommen moderne Häuser in Fertigbauweise nicht mehr ohne zusätzliche Dämmschichten aus. Diese werden direkt bei der Fertigung im Werk in Wände und Decken integriert. So erzielt ein konventionelles Fertighaus bereits exzellente Werte hinsichtlich seiner Energieeffizienz.
Fertigbau: Wissenswertes und Grundlagen
Die Massivbauweise stellt zwar statistisch gesehen noch immer den bevorzugten Weg dar, sein Eigenheim zu bauen, doch immer mehr Baufamilien erfüllen sich den Traum vom eigenen Zuhause mit einem Fertigbau. Und das aus gutem Grund, denn die Vorteile der Fertigbauweise sind unverkennbar.
Energieeffizientes Bauen ist heutzutage durch das GEG (Gebäudeenergiegesetz) für alle Wohnhäuser gesetzlich vorgeschrieben. Fertighausbau-Firmen optimieren ihre Häuser im Hinblick auf Energiewerte schon lange und sind in dieser Disziplin führend.
Zudem stellt der Fertigteilbau die schnellste und am besten planbare Art dar, zu den eigenen vier Wänden zu kommen. Je nach Größe, individuellen Wünschen und Herstellern vergehen zwischen fünf und neun Monate von der konkreten Planung bis zur Übergabe.
Je mehr sich vorfertigen lässt und je größer die Wandelemente sind, desto schneller kann das Haus vor Ort errichtet werden. Während das Fundament noch aushärtet, beginnt bereits die Konstruktion der einzelnen Elemente, in denen – je nach Bauweise – von der Elektrik über die Gas- und Wasserversorgung bis zur Dämmung bereits die wesentliche Ausstattung verbaut ist. Die großformatigen Bauteile werden mit computergesteuerten Maschinen vorgefertigt und vor Ort wird der Rohbau für Ihr Fertighaus dann üblicherweise in ein bis drei Tagen montiert. Für den Innenausbau werden dann je nach Hersteller und Eilbedürftigkeit zwei Wochen bis höchstens zwei Monate benötigt. Dann erfolgt die Übergabe eines trockenen, sofort bewohnbaren Hauses.
Auch Fertigteile aus Mauerwerk, Beton, Lehm, Stahl oder Systembausteinen sind auf dem Fertighausmarkt nicht unüblich. Welche Bauweise hinter der Fassade steckt, sieht man nur, wenn genau dies beabsichtigt ist. Denn es gibt kaum einen Baustil, der nicht bedient wird. Selbst ausgefallene Wünsche erfüllen viele Anbieter – so sind die meisten Fertighäuser heutzutage individuell geplant und spezifisch auf die Bedürfnisse und Vorstellungen des Kunden zugeschnitten.

Außergewöhnlicher, individuell gestalteter Fertigbau mit Pult- & Flachdachkombination, Pool und Doppelgarage (Pultdach Klassik 157 von LUXHAUS)
Fertighausbau: Abgrenzung zu Massiv- & Architektenhaus
Aufgrund der breiten Angebotspalette, Möglichkeiten der Individualisierung und unterschiedlichen Bauformen im Fertighausbau ist eine begriffliche Abgrenzung zu Häusern in herkömmlicher Bauweise mitunter schwer und Bezeichnungen wie Architektenhaus oder Massivhaus erscheinen teilweise irreführend.
- Unter einem Massivhaus versteht man häufig ein klassisch, also Stein auf Stein gebautes Haus, das ohne einen hohen Grad an Vorfertigung vor Ort auf der Baustelle errichtet wird.
- Mit dem Begriff Architektenhaus wird häufig die Tatsache unterstrichen, dass das Haus zusammen mit einer unabhängigen Architektin persönlich entworfen wurde und von meist verschiedenen Baufirmen für die unterschiedlichen Gewerke errichtet wird.
Diese Begriffe lassen jedoch außer Acht, dass auch Massivhäuser, wie beim Fertig-Massivhaus der Fall, teilweise vorgefertigte Elemente beinhalten können oder dass auch Architekten nicht selten auf gewisse Vorlagen und Hausmodelle zurückgreifen, die jeweils entsprechend angepasst werden.

Massivhaus in Fertigbauweise mit vorgefertigten Systemwandelementen aus Porenbeton & vorproduziertem Dach aus massiven Porenbetonplatten (EFH Klassik 148 von hebelHAUS)
Zudem lassen sich auch im Fertigteilbau Häuser durch die hausinternen Architektinnen und Architekten des Fertighausanbieters von Grund auf auf Basis der persönlichen Bedürfnisse individualisieren, etwa bei Hanglage oder ausgefallenem Geschmack. Hier wird dann folglich nicht nur ein Hausmuster modifiziert. Trotzdem werden diese Objekte dann in Fertigbauweise mit allen entsprechenden Vorteilen vorgefertigt. Außerdem gibt es auch Fertighaushersteller, die zumindest Teilelemente in Massivbauweise errichten.
Die Grenzen zwischen den Bauweisen sind heutzutage also fließend und letztendlich ist es entscheidend, dass der Baupartner Ihre Vorstellungen voll abdecken kann.
Fertigbau: Vor- und Nachteile
Fertighausbau Vorteile
Planungs- und Preissicherheit
Witterungsunabhängige Fertigung
Kurze Bauzeit beim Rohbau
Automatisch hohe Energieeffizienz
Weniger Dämmung nötig, deshalb schlankerer Wandaufbau & mehr Wohnfläche
Nachhaltige Baustoffe
Alles-aus-einer-Hand-Service bei schlüsselfertiger Übergabe
Fertighausbau Nachteile
Teilweise weniger Gestaltungsfreiheit in Bezug auf tragende Wände
Geringere Flexibilität beim Aufbau
Zusätzlicher Schallschutz notwendig
Mitunter geringerer Wiederverkaufswert bei alten Fertighäusern, jedoch nicht bei Neubauten
Wie fertig ist „fertig“? Die verschiedenen Ausbaustufen des Fertighauses
Nicht alle Fertighäuser entstehen am Fließband und nicht jedes Fertighaus wird „schlüsselfertig“ übergeben. Und selbst „schlüsselfertig“ kann unterschiedliche Fertigungsgrade bedeuten. Diese reichen von dem Punkt, dass Sie noch selber tapezieren, streichen oder einen Boden verlegen bis zu einem All-Inclusive-Paket, bei dem nach der Übergabe nur noch die Möbel und Einrichtungsgegenstände fehlen. Bei manchen Herstellern helfen auch Innenarchitekten bei der Innenraumgestaltung und Möbel werden auf Maß angefertigt.
Allgemein gilt: Je größer der Eigenanteil, desto geringer fällt der Hauspreis aus.
Die meisten Hausanbieter unterteilen ihre Angebote häufig in folgende drei Ausbaustufen:
Fertigbauweisen: Holztafel- & Holzständerbau
Auch wenn es Fertighäuser auch in Massivbauweise gibt, machen diese einen sehr kleinen Teil aus. Hierfür werden – was bei gewerblich genutzten Gebäuden häufig vorkommt – Betonfertigteile vor Ort zusammengefügt. Doch auch Wände in Ziegelbauweise, der sogenannte Ziegelelementbau als Fertigbauweise, können vorgefertigt und vor Ort zu einem Haus zusammengesetzt werden.
Der weit überwiegende Teil aller Fertighäuser wird aber in Holzbauweise gefertigt. Der wesentliche Unterschied zwischen den Holzbauweisen liegt im Grad der Vorfertigung, aber auch der Gestaltung des Tragwerks.
Die verschiedenen Holz-Fertigbauweisen vorgestellt:
Massive Fertighäuser
Es gibt Fertighäuser auch aus Stein- und Betonfertigteilen, diese machen aber nur einen kleinen Bereich auf dem Fertighausmarkt aus. Dennoch gibt es sie und auch sie bieten Raum für eine persönliche Gestaltung. Bei Gewerbeimmobilien sind vorgefertigte Betonteile eine ganz übliche Praxis. Manche Baufamilien vertrauen lieber auf massiv gemauerte Wände und entscheiden sich vorschnell gegen ein Fertighaus. Doch selbst Wände aus Stein und Zement lassen sich vorfertigen, so dass auch massive Häuser innerhalb kürzester Zeit errichtet werden können.
Welche Bauweise oder welche Ausbaustufe in einem Haus steckt, sieht man diesen in den meisten Fällen nicht an. Auch Blockhäuser können schlüsselfertig übergeben werden. Holzleichtbauweise kann sich auch hinter einer Fassade aus Mauerwerk verstecken. Selbst die Bauweisen für optisch ähnliche Häuser können sich je nach Hersteller unterscheiden.
Die Geschichte des Fertighausbaus

Das Wolgasthaus ist unbestritten der Stammvater des deutschen Fertighauses und wurde bereits in den 1890er Jahren industriell vorgefertigt. Wolgasthäuser waren „zerlegbar“, wie es in einem Prospekt aus dem Jahr 1892 steht. Und so konnten die Häuser, in Einzelteile zerlegt, bis nach Afrika und Südamerika exportiert werden. 1893 wurde auf der Weltausstellung in Chicago ein Wolgasthaus aufgebaut, anschließend zurücktransportiert und in Bad Ischl wieder aufgebaut, wo es noch heute steht. Um 1900 gab es also so etwas wie einen „Hype“, was die Wolgasthäuser betrifft. Dutzende dieser Holzfertighäuser gibt es auch heute noch und die meisten davon stehen unter Denkmalschutz.
Zu Zeiten der Industrialisierung kam dann die Idee auf, in kurzer Zeit viel Wohnraum zu schaffen. Die architektonischen Vordenker der Bauhausbewegung trieben die Idee mit dem Konzept des modularen Bauens entscheidend voran. Doch konnte sich die Fertigbauweise erst Mitte des Zwanzigsten Jahrhundert durchsetzen. Auf der einen Seite stehen Raumzellenbauweise und Containerbauweise, wie man sie im Plattenbau nach wie vor sieht, auf der anderen Seite steht die Verwirklichung des Traums vom „Häuschen im Grünen“, den sich ab den 1950er Jahren immer mehr Bürger verwirklichten, da sie ihn nun auch wirtschaftlich stemmen konnten.
Alsbald bekamen Fertighäuser den Ruf vom „Haus von der Stange“. Auch heute noch kommt dieses Klischee vielen in den Sinn, wenn sie das Stichwort Fertighausbau hören. Auch wenn das am Fließband gefertigte Haus der ursprünglichen Idee entspricht, so wird es der Praxis mittlerweile nicht mehr gerecht. Der weit überwiegende Teil aller Fertighäuser wird nach den persönlichen Wünschen der Bauleute geplant und gefertigt. Auch deswegen wächst der Fertighausmarkt kontinuierlich.
Fazit zum Fertigbau
Ein Haus in Fertigbauweise ist schnell errichtet, wird bei schlüsselfertiger Übergabe mit nur einem Partner gebaut und besitzt hervorragende Energieeigenschaften. Moderne, neugebaute Fertighäuser können dem gewünschten Stil optisch angepasst werden und setzen gleichzeitig auf aktuelle, staatlich geförderte Energiestandards.
Mit Vertragsabschluss zur Errichtung eines solchen Fertigbaus werden die Einhaltung der Bauzeit und alle vereinbarten Leistungen garantiert. Sie können somit den Hausbau sehr genau kalkulieren und organisieren.
Fertighausbau: Herstellung im Werk


