
Voraussetzungen und Möglichkeiten für ein energieeffizientes Haus

Niedrigenergiehaus, Passivhaus, Nullenergiehaus oder Plusenergiehaus, es gibt unterschiedlichste Ansätze, ein energieeffizientes Haus zu bauen. Worauf kommt es bei der energieeffizienten Sanierung eines Altbaus oder dem Bau eines energiesparenden Neubaus an? Wichtige Grundlagen und Konzepte für einen energieeffizienten Bau finden Sie hier übersichtlich zusammengefasst.
Wer ein neues Haus baut, wird alsbald Bekanntschaft mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) machen. Hier regelt der Staat die energietechnischen Mindeststandards, die heute bei einem Neubau oder einer Sanierung einzuhalten sind. Die Regelungen des GEG ergeben bei kompetenter Umsetzung ein Haus als sogenanntes Niedrigstenergiehaus mit KfW 55 Standard. Wer möchte, kann aber mit höheren Energiestandards noch mehr Energie einsparen, damit etwas für die Umwelt tun und langfristig Geld sparen.
Der Klimawandel und seine Auswirkungen werden auch in Deutschland immer stärker fühlbar. Starkregen, Stürme und Überschwemmungen richten hohen volkswirtschaftlichen Schaden an und verursachen für manche Hausbesitzer hohe Kosten. Das Senken des Energieverbrauchs ist die einzige Möglichkeit, die langfristig zur Verfügung steht, um diesen negativen Tendenzen entgegenzuwirken.
Nur wenn der Primärenergiebedarf herabgesetzt wird (Erdöl und -gas, Kohle, Holz), beim Sekundärenergiebedarf (Strom) der Umstieg von der Braunkohle und anderen fossilen Energieträgern auf regenerative Energien gelingt, dann besteht die Möglichkeit, den weltweiten Temperaturanstieg in erträglichen Grenzen zu halten. Jede Baufamilie kann dazu einen kleinen Beitrag leisten. Das Schöne daran ist, dass sich dieses Engagement langfristig auch im eigenen Geldbeutel positiv bemerkbar macht.
Wer ein energieeffizientes Eigenheim errichten oder seine Immobilie nachträglich energieeffizient sanieren will, der hat unterschiedliche Aspekte zu beachten. Zu den wichtigsten Bausteinen gehören:
Auch die optimale Ausrichtung des Hauses ist ein wichtiger Bestandteil, um effektiv Energie zu sparen
Bei der Wärmedämmung eines Gebäudes kommt es auf die Qualität des verwendeten Dämmmaterials, die verarbeitete Dämmstärke und den korrekten Einbau der Dämmschicht an. Die Qualität eines Dämmstoffes kann an seiner Einordnung in eine Wärmeleitfähigkeitsgruppe oder -stufe abgelesen werden.
Aus diesem Wert und der Dämmstärke ergibt sich der U-Wert einer Dämmung. Dieser gibt in W/(m²·K) an, welcher Wärmeverlust pro Quadratmeter einer Fläche auftritt. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist ein Haus gedämmt. Als Richtgröße ist hier der Passivhausstandard ein guter Wert. Bei einem U-Wert von bis zu 0,15 W/(m²·K) für Wände, Dach oder Kellerdecke erreicht eine Wand Passivhausstandard, der unten noch näher erläutert wird.
Äußerst wichtig ist bei der Dämmhülle der fachgerechte Einbau ohne Wärmebrücken. Außerdem ist auch die Kapillarität der Dämmstoffe ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Da eine Tauwasserbildung innerhalb der Dämmung meist nicht komplett vermieden werden kann, ist zu beachten, dass ein Dämmstoff über die Möglichkeit verfügt, dieses Tauwasser an die Außenseite zu transportieren. Das ist bei guter Kapillarität der Fall. In diesem Bereich sind natürliche Dämmstoffe aus Holz-, Kokos- oder Zellulosefasern den konventionellen Dämmstoffen aus Polystyrol oder Mineralfaser überlegen.
Nur wenn die gedämmte Hülle auch winddicht ist, erfüllt sie ihren Zweck optimal. Dämmmaterial ist an sich nicht winddicht. Deshalb muss über die Dämmschicht noch eine winddichte Hülle aus Folie oder Papier/Pappe gelegt werden. Bei dieser Hülle sind vor allem die Anschlüsse an Fensterstöcke und Türstöcke besonders genau auszuführen. Wenn irgendwo kalter Wind ins Gebäude dringen kann, hilft die beste Dämmung nichts. Wichtig ist auch, dass Qualität und Anordnung der Folien korrekt festgelegt wird.
Wo eine Dampfsperre angemessen ist und wo eine Dampfbremse, hängt vom Wandaufbau ab. Um unerwünschte Feuchtigkeitsbildung innerhalb der Wand zu vermeiden, beziehungsweise für deren Abtransport zu sorgen, muss der Wandaufbau und die Anordnung der winddichten Folien von einer Fachkraft festgelegt werden.
Für den Einsatz von erneuerbaren Energien gibt es vielerlei Möglichkeiten. Der Bau einer Solarthermieanlage zur Erzeugung von Warmwasser oder sogar zur Heizungsunterstützung sowie der Bau einer Photovoltaikanlage sind dabei nur die gängigsten. Zur Verbesserung der Eigenenergienutzung und der Entlastung der Stromnetze kann die Photovoltaikanlage durch ein Batteriesystem verbessert werden.
Im Bereich Heizung besteht die Möglichkeit, den nachwachsenden Rohstoff Holz einzusetzen oder auf Wärmepumpen zu setzen, die von Strom aus regenerativen Quellen oder Eigenstrom betrieben werden. Selbst Elektroheizungen gewinnen bei der Nutzung von regenerativem Eigenstrom wieder an Bedeutung im ökologischen Bereich.
Neben der Gebäudedämmung und dem Sekundärenergiebedarf für die Haustechnik ist die Heizung ein weiterer wichtiger Faktor bei der Energieeffizienz eines Gebäudes. Königsweg ist hier sicherlich wie oben beschrieben die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zum Heizen. Auch im Sekundärenergiebereich gibt es bei der Heizung erhebliches Einsparpotential. Moderne, bedarfsgesteuerte Pumpen amortisieren sich durch die Stromeinsparung in wenigen Jahren auch finanziell. Das ist ein Einsparpotential, das auch bei der Altbausanierung schnell und kostengünstig umgesetzt werden kann.
Einige der Vorteile ökologischer Baustoffe wurden schon angesprochen (Kapillarität). Auch wenn der Anteil grauer Energie - das ist die Energie, die zu Erzeugung, Transport und Einbau eines Dämmstoffs verwendet wird - bei konventionellen Dämmstoffen oft nicht höher ist als bei ökologischen Baustoffen, haben die ökologischen Baustoffe in der Gesamtbilanz meist Vorteile. Der Grundstoff ist nicht Erdöl, sondern ein nachwachsender Rohstoff.
Firmen, die ökologische Baustoffe herstellen, haben meist ein Konzept, das auch in der Produktion die Verwendung regenerativer Energien bevorzugt. Auch gibt es immer wieder staatliche Förderprogramme, die die Verwendung ökologischer Baustoffe unterstützen.
Die oben beschriebenen Beispiele zeigen, dass es möglich ist, im Eigenheimbau oder der Sanierung von Altbauten viel Energie einzusparen, oder sogar selbst regenerativ zu produzieren. Natürlich ist die zusätzliche Ausstattung eines Hauses mit den genannten Dämmungen und technischen Einrichtungen auch ein Kostenfaktor. Für die oben genannten Haustypen gibt es unterschiedliche Förderungen durch günstige Darlehen der KfW-Förderbank. Sehr viele der Energiesparmaßnahmen rechnen sich aber über die Jahre auch finanziell.
Für die Umwelt, das Klima, kurz gesagt für die Lebensqualität zukünftiger Generationen sind sie vom ersten Moment an ein großer Fortschritt.
Artikel veröffentlicht am 7. November 2018, überarbeitet am 7. Oktober 2024