Nachhaltige Wärmedämmung mit ökologischen Dämmstoffen
Nachhaltigkeit und umweltfreundliches Bauen liegen im Trend. Viele Haushersteller entwickeln daher neue Methoden für einen CO2-armen Hausbau und greifen vermehrt auf nachhaltige Baustoffe zurück - denn die Nachfrage bei den Bauherren steigt. Wo man besonders viele umweltfreundliche Varianten vorfindet, ist bei der Wärmedämmung eines Hauses. Während früher fast ausschließlich synthetische oder mineralische Dämmmaterialien eingesetzt wurden, kommen heute immer mehr ökologische Materialien zum Einsatz.
Wir geben Ihnen einen Überblick zu 13 Dämmmaterialien aus der Natur inklusive Eigenschaften, Kosten, Vorteilen und Nachteilen.
Wird ein Haus aus massiven Vollholzstämmen in Blockbauweise errichtet, so ist in der Regel keine zusätzliche Dämmung vonnöten. Grund dafür ist die gute natürliche Dämmeigenschaft von Holz.
Holzfaser
Dort wo Holz nur als reiner Dämmstoff zum Einsatz kommt, wird er meistens als Holzfaser verwendet. Dabei handelt es sich um das Material, was in Sägewerken anfällt. Statt eines Abfallprodukts handelt es sich um einen echten Rohstoff, da solche Holzfasern weiterverarbeitet werden können, z. B. zu Spanplatten oder Holzpellets.
Holzfaserdämmplatten (auch Weichfaserdämmplatten) können sowohl bei Innen- und Außendämmung als auch für die Dämmung des Daches genutzt werden. Sie eignen sich als Wärme- und Trittschalldämmung. Allerdings benötigen Dämmplatten aus Holzfasern einen aufwendigen Herstellungsprozess, worin ein Nachhaltigkeits-Nachteil liegt. Besser ist es, lose Holzfasern als Einblasdämmung zu verwenden.
Kosten: 16 - 45 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,040 - 0,055 W/qmK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Nachteile
Energieintensive Herstellung der Platten
Holzwolleplatten
Hierbei handelt es sich nicht primär um ein Dämmmaterial sondern um eine Alternative für Gipsplatten, die für die Leichtbauweise verwendet werden. Holzwolle verfügt zwar über eine dämmende Wirkung, jedoch nur geringfügig und wird daher mit anderen Baustoffen wie beispielsweise Zement oder Magnesit verbunden. Dadurch entsteht auch ein hoher Brandschutz.
Kosten: 7 - 20 € / qm
Vorteile
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Energiearme Herstellung
Nachteile
Schlechte Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,090 W/mK)
Mäßige Feuchtigkeitsregulierung
Verbund mit anderen Baustoffen
Cellulose
Neben Holzfasern gibt es weitere Faserstoffe, die sich gut zur Dämmung eignen. Der am häufigsten eingesetzte ökologische Dämmstoff ist Cellulose. Hergestellt wird sie aus Altpapier und ist somit ein Recyclingprodukt. Vorrangig wird Cellulose unter dem Dach (Wärmedämmung) als auch in Decken und Böden (Trittschalldämmung) als loses Dämmmaterial eingeblasen oder eingestopft.
Eine Pressung zu Platten ist möglich, benötigt aber wie die Holzfaserplatten viel Energie und ist demnach nicht mehr so nachhaltig.
Kosten: 10 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,038 bis 0,042 W/(mK))
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Energiearme Herstellung
Nachteile
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz (B2)
Darf nicht nass werden
Zellstoffverbundelemente (ZVE) - Pappe
Hierbei handelt es sich um formsteife Platten, die aus mindestens drei Lagen ebenem oder gewelltem Zellstoff bestehen, die kreuzweise oder gleich schichtweise verklebt werden. Diese Dämmplatten bestehen also aus Wellpappe, die immer wieder recycelt werden kann. Je nachdem aus wie vielen Schichten die Zellstoffverbundelemente bestehen und wie sie angeordnet werden, richten sich die Eigenschaften des Dämmmaterials. Somit können sie für verschiedenste Vorhaben eingesetzt werden.
Da es sich hierbei ebenfalls um Cellulose im weitesten Sinne handelt, sind die Vor- und Nachteile identisch. Allerdings erreicht Pappe inzwischen auch den Brandschutzklassenwert B1.
Flachs
Die Krautpflanze Flachs bietet sich, zu Platten oder Matten gepresst, ebenfalls zur Dämmung, besonders für Innenwände und als Zwischensparrendämmung, an. Weiterhin eignen sich Vliese und Schüttungen aus Flachs zur Bodendämmung und gestopft dichtet es Türen und Fenster ab.
Der Anbau von Flachs muss behandelt werden, da er anfällig für Schädlinge ist. Bevor es zur Dämmung eingesetzt werden kann muss es mit Zusätzen versehen werden, damit ein ausreichender Brandschutz gewährleistet ist. Daher ist der im Bau verwendete Flachs nicht mehr kompostierbar.
Kosten: 8 - 50 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,036 bis 0,040 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Energiearme Herstellung
Nachteile
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz
Behandelter Anbau
Hanf
Hanf kann regional angebaut werden und benötigt in der Regel keine Behandlung gegen Schädlinge, da er sehr robust ist. Ähnlich wie Flachs wird Hanf zur Dämmung unterschiedlicher Bereiche eines Hauses verwendet.
Hanfplatten und -matten in unterschiedlichen Stärken als auch loser Stopfhanf kommen bei der Dachdämmung (Zwischensparrendämmung) zum Einsatz. Letzteres bietet sich ebenfalls zum Füllen von Hohlräumen an. Hingegen werden Schüttungen aus Hanf zum Dämmen von Decken und Böden verwendet. Mitunter spricht man auch von Thermo-Hanf.
Kosten: 10 - 35 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,040-0,045 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Energiearme Herstellung
Nachteile
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz (B2)
Ungeeignet für Außendämmung und WDVS
Seegras
Vom Meer wird Seegras in Ballen (Neptunkugeln) angespült. Diese werden gesammelt und wieder aufgetrennt, sodass die lose Seegras-Dämmwolle leicht als Schüttung, Stopfung oder zum Einblasen seine Anwendung findet. Besonders zur Dämmung der obersten Geschossdecke bietet sich Seegras an. Dieses kommt meist aus dem Mittelmeer während Ostseegras primär zur Stopfung bei Sanierungen zum Einsatz kommt.
Seegras kann generell komplett unbehandelt und ohne Zusätze zum Brandschutz in seiner Urform verwendet werden.
Kosten: 27 - 57 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,039-0,046 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Sehr gute Feuchtigkeitsregulierung
Ohne Zusätze normaler Brandschutz (B2)
Energiearme Herstellung
Verrottet/schimmelt nicht
Nachteile
Gering druckbelastbar
Ungeeignet für Außendämmung und WDVS
Schilf
Einzelne Schilfhalme werden mit Hilfe von Draht zu Matten oder Platten gebunden und können unbehandelt vielfältig eingesetzt werden. Hauptsächlich finden sie Anwendung als Putzträger oder werden bei der Dachdämmung eingesetzt. Aber auch zur Boden- , Innen- und Außendämmung eignen sich Schilfplatten.
Kosten: 10 - 20 € / qm
Vorteile
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Sehr guter Feuchtigkeitsregulierung
Energiearme Herstellung
Nachteile
Mittlere Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,055-0,065 W/mK)
Ungeeignet für WDVS
Stroh
Auch Stroh wird zusammengebunden als Außenwanddämmung oder zur Dämmung von Boden und Dach eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Strohballen in Kombination mit einer Holzkonstruktion. Hierbei handelt es sich aber eher um eine Bauweise als um eine Dämmung - Stichwort Strohballenhaus.
Kosten: ca. 48 € / m³
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,043-0,052 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Energiearme Herstellung
Nachteile
Darf nicht nass werden
Ungeeignet für WDVS
Kork
Das von der Rinde der Korkeiche gewonnen Dämmmaterial lässt sich einerseits zu Platten verarbeiten oder wird andererseits als Granulat (Schüttung) verwendet. Letzteres eignet sich vielseitig für die Aufdach-, Zwischendach- und Innenwanddämmung sowie für Hohlräume. Das ökologische Material kann trotz seines geringen Eigengewichts hohem Druck ausgesetzt werden, weshalb man Kork unter dem Estrich verlegen kann. Darüber hinaus erreicht Kork ohne Zugabe anderer Stoffe einen optimalen Brandschutz (B1 oder B2) und bedarf auch sonst keiner Bindemittel.
Immer mehr werden auch Flaschenkorken recycelt, um sie als Dämmung zu nutzen.
Kosten: 7 - 60 € / qm; 210 - 400 € / cbm Granulat
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,040-0,055 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Sehr guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Nachteile
Erhöhter CO2-Verbrauch durch lange Transportwege (aus Portugal)
Kokos
Auch dieser Dämmstoff ist aufgrund seines weiten Transportweges nicht die umweltfreundlichste Variante. Die bei uns verwendeten Kokosfasern stammen aus Südasien. Durch die guten Alternativen der Flachs- und Hanffasern, kommen Kokosfasern hierzulande kaum noch zum Einsatz.
Die von der Fruchtschale gewonnenen Fasern sind sehr robust und elastisch. In Form von Vliesen oder Matten aber auch als Kokos-Dämmwolle eignet sich dieses natürliche Material für vielerlei Bereiche der Wärme- und Trittschalldämmung. Zudem eignet es sich gut bei der Sanierung von Altbauten.
Kosten: Zur Zeit nicht erhältlich auf dem dt. Markt
Vorteile
Sehr gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,040-0,050 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Sehr guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Nachteile
Erhöhter CO2-Verbrauch durch lange Transportwege (aus Südasien)
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz (B2)
Schafwolle
Bei Schafwolle handelt es sich um ein Abfallprodukt, was dieses Dämmmaterial besonders nachhaltig macht. Entweder verarbeitet man die gereinigte Wolle zu Dämmplatten oder -matten oder filzt sie zu Vlies. Danach ist Schafwolle universell einsetzbar, von der Dachdämmung über die Wand- und Deckendämmung bis zur Trittschalldämmung.
Kosten: 15 - 25 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,037-0,042 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Sehr guter Schallschutz
Gute Feuchtigkeitsregulierung
Nachteile
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz (B2)
Behandlung gegen Schädlinge notwendig
Jute
Den Begriff Jute, werden die meisten mit Jutebeuteln in Verbindung bringen. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Pflanze, aus deren Naturfasern zunächst ein Garn und anschließend verschiedenste Textilstoffe gewebt werden. So bestehen ebenfalls die Transportsäcke für Kaffee und Kakaobohnen aus Jute. Und genau diese Jutesäcke eignen sich zur Wiederverwertung bei der Wärmedämmung. Dazu werden die Säcke zu Fasern zerkleinert, gereinigt, aufgearbeitet und zu Vlies verschmolzen, sodass sie sich sowohl zur Dämmung von Dächern als auch von Decken, Innen- und Außenwänden eignen.
Dieses Dämmmaterial ist besonders kostengünstig und nachhaltig, da es sich um ein Upcycling-Produkt handelt.
Kosten: 2 - 3 € / qm
Vorteile
Gute Wärmedämmung (Wärmeleitfähigkeit 0,037-0,040 W/mK)
Guter Hitzeschutz im Sommer
Sehr gute Feuchtigkeitsregulierung
In der Regel kompostierbar
Nachteile
Schlechter Schallschutz
Erreicht nur mit chemischen Zusatzstoffen ausreichenden Brandschutz (B2)
Behandlung gegen Schädlinge
Fazit: Natürlich dämmen für die Umwelt
Die Liste ökologischer Dämmstoffe ist lang und wird fortlaufend durch weitere natürliche Materialien ergänzt. Welcher der Beste ist, hängt vom jeweiligen Bauvorhaben als auch dem Einsatzgebiet ab. Zudem sollten Sie beachten, dass nicht jeder natürliche Dämmstoff gleichzeitig ausgesprochen umweltfreundlich ist. Lange Transportwege der Rohstoffe, eine energieaufwendige Herstellung der Dämmplatten oder -matten, als auch der Zusatz von chemischen Mitteln, werfen so manch einen ökologischen Dämmstoff in Sachen Nachhaltigkeit zurück.
Nichtsdestotrotz erhält Ihr Haus automatisch eine bessere Ökobilanz und eine höhere Wohngesundheit, wenn Sie sich für einen der hier vorgestellten Naturdämmstoffe entscheiden. Letztlich ist es von großer Bedeutung, dass eine Wärmedämmung überhaupt und umfangreich ausgeführt wird.
Nur wenn ein Haus über eine optimale Dämmung verfügt, können die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) eingehalten und die benötigte Heizenergie reduziert werden. Somit sparen Sie nicht nur langfristig viel Geld sondern entlasten zugleich die Umwelt.