Hochwasserschaden

Hochwasserschäden beim Haus

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Wer vom Hochwasser überrascht wird, dem muss das Wasser - sprichwörtlich gesagt - keineswegs bis zum Hals stehen, denn man kann alles sanieren. Und manches geht einfacher, als man landläufig denkt. Das gilt insbesondere für Fertighäuser aus einer Holzrahmenkonstruktion, denn Holz zieht nicht nur Wasser - es trocknet auch wieder aus. Holz besteht immer zu einem guten Teil aus Wasser (wie der Mensch). Holz darf nie ganz austrocknen, sonst wird es spröde und brüchig. Daraus ist der Umkehrschluss zu ziehen, dass Holz auch ruhig einmal "pitschnass" werden darf - man muss es halt nur wieder trocknen.

Und damit sollte so schnell wie möglich begonnen werden. Wird mit dem Öffnen der durchfeuchteten Konstruktion längere Zeit gewartet, sind Schimmelbefall, Pilzbefall oder gar Fäulnis die logische Folge. Auf alle Fälle sollten jedoch Fachleute einer Fertighaus- oder Holzbaufirma zu Rate gezogen werden. Es muss möglicherweise in die tragende und aussteifende Struktur des Gebäudes eingegriffen werden. Die Fachleute können auch beurteilen, ob die Statik des Gebäudes einen "Knacks" abbekommen hat. Ob beispielsweise Quetschungen im Holz zu sehen sind oder die Fundamente unterspült wurden. Ist dies geklärt, kann mit der Sanierung des Hauses begonnen werden.

Durchfeuchtete Verkleidung muss runter

Die durchfeuchteten Verkleidungsmaterialien müssen runter und die Dämmmaterialien entfernt werden. Dabei muss auch die Dampfbremse durchschnitten werden. Bei der Beplankung muss man vorsichtiger zu Werke gehen, da es sich möglicherweise um eine aussteifende Ebene mit statischer Tragwirkung handelt. Es dürfen daher nicht alle Platten auf einmal getauscht werden, sondern man muss schrittweise, Platte für Platte vorgehen. Als Behelfsaussteifung können auch Diagonalstreben oder Rispenbänder angebracht werden. Das Wasser steigt innerhalb der Beplankung und der Dämmstoffe durch die Kapillarkräfte höher als der maximale Hochwasserstand. Daher muss die Beplankung bis etwa 30 Zentimeter über der Hochwassermarke entfernt werden.

Auch die Fußbodenkonstruktionmuss bis auf die Rohdecke abgetragen werden. Das bedeutet also auch, dass Estrichverlegeplatten oder der Fließestrich ausgetauscht werden muss. Dies ist jedoch unabhängig davon, ob es sich um ein Fertighaus oder ein Massivhaus handelt.

Ist dies geschehen und liegt die tragende Holzstruktur mit den Ständern und Schwellen offen, sollte alles gründlich gereinigt werden. Mit einem Hochdruckreiniger oder dem Gartenschlauch können Schlamm oder Ölreste entfernt werden. Das dabei verwendete Wasser schädigt die Konstruktion nicht weiter, da es nur oberflächlich aufgebracht wird und rasch verdunstet.

Viel langwieriger ist es, das in das Ständerwerk eingedrungen Wasser wieder aus dem Holz zu bekommen. Diese Austrocknung kann, je nachdem wie lange das Eigenheim unter Wasser stand und wie rasch mit den Sanierungsarbeiten begonnen wurde, mehrere Wochen dauern.

Eine gute Belüftung und der zusätzliche Einsatz von Ventilatoren unterstützen ein rasches Abtrocknen. Heizlüfter können den Prozess der Trocknung weiter beschleunigen. Bei allen Stoßstellen und Anschlussstellen wie beispielsweise zwischen Fußschwelle und Kellerdecke besteht die Gefahr von Feuchtenestern. Deshalb ist auf diese Stellen ein besonderes Augenmerk zu richten.

Nach der Trocknung Holzfeuchtemessung durchführen

Um zu kontrollieren, ob alles wieder trocken genug ist, sollte ein Fachmann eine Holzfeuchtemessung durchführen. Der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes sollte weniger als 18 Prozent betragen. Ist die Holzkonstruktion ausgetrocknet, müssen mögliche Schäden von einem Sachverständigen beurteilt und notfalls behoben werden. Danach kann mit dem Wandaufbau begonnen werden.

Neuer Dämmstoff muss eingebracht und die durchschnittene Dampfbremse verklebt werden, um die luftdichte Gebäudehülle wieder herzustellen. Auch die Beplankung und die Haustechnik müssen wieder auf den ursprünglichen Zustand gebracht werden. Bei Altbautenempfiehlt es sich, das Gebäude auf den aktuellen Stand der Wärmetechnik zu bringen.

Vergleicht man den Sanierungsaufwand zwischen hochwassergeschädigten Massivhäusern und Fertighäusern, steht das Fertighaus keineswegs schlechter da. Bei dem üblichen zweischaligen Wandaufbau des "Steinhauses" hat man es mit einer Innenschale aus Stein zu tun, möglicherweise sogar mit Verfüllziegeln mit eingebauter Styropordämmung. In jedem Fall befindet sich zwischen der "Stein-Innenwand" und der "Stein-Außenwand" , der sog. Verblendung, eine Dämmlage. Nicht nur die Steine "ziehen" Wasser, auch die Dämmung. Um die nasse Dämmung zu entfernen, muss in aller Regel die Verblendung abgerissen werden. Dabei darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass auch bei einer Dämmung mit wasserdichtem Polystyrol (= Styropor) Feuchteschäden entstehen. Polystyrol saugt zwar kein Wasser, wohl aber Wasserdampf, der sich in einer durchfeuchteten Trennschicht automatisch bildet.

Fertighäuser nach Hochwasser schnell bewohnbar

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass Fertighäuser nach einem Hochwasser sehr schnell wieder bewohnbar sind, sofern die Statik des Unterbaus in Ordnung ist. Je schneller mit der Sanierung begonnen wird, desto weniger steigt das Wasser die Wand des Fertighauses hoch und demzufolge muss auch weniger ausgetauscht werden.

Dies ist der positive Unterschied zu Massivhäusern. Durchfeuchtete Bauteile können problemlos durch neue ersetzt werden und somit die Gefahr von Schimmelbildung deutlich reduziert werden. Zudem ist die Masse von Fertighäusern deutlich geringer als bei massiven Steinhäusern. Mehr Masse bedeutet mehr Wasseraufnahme und längere Trocknungszeit. Als Fertighausbesitzer müssen Sie bei Hochwasser also nicht sofort Kind und Kegel zusammenpacken und sich nach einer neuen Bleibe umsehen, wie häufig als Meinung vorherrscht.

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