Keine Industriegesellschaft ohne Normen. Die Aufgabe der Normung besteht darin, Materialien, funktionelle Eigenschaften, Maße und Benennungen zu vereinheitlichen. Hierdurch werden aufwendige und detaillierte Beschreibungen überflüssig. Produkte gleicher Normung sind untereinander austauschbar. Die Deutschen tun sich beim Erstellen von Regeln und Gesetzen besonders hervor. Für alles wird ein Gremium oder ein Ausschuss gegründet. Dort wird untersucht, beraten, erarbeitet und am Ende eine neue Norm geboren.
Doch was nutzen alle Normen, wenn zum Beispiel jeder Handy-Hersteller andere Symbole für ein- und dieselbe Funktion verwendet? Ein Normalsterblicher hat längst den Überblick verloren.
Einheitliche Normen für alle
Mit dem Zusammenwachsen des europäischen Marktes sollte vieles einfacher werden. Dank einer einheitlichen Norm für ganz Europa. Doch schon ein Beispiel aus dem Stahlbetonbau beweist das Gegenteil. Hier sollte seit Jahren der Eurocode 2 die DIN 1045 ablösen. Doch so einfach ging das anscheinend nicht. Es existierten zwei gleichberechtigte Normen, die alternativ verwendet werden konnten. Das bedeutet aber auch: Zwei Bezeichnungen für ein und dasselbe, unterschiedliche Nachweisverfahren und dies alles zur Freude von Studenten und Bauingenieuren. Dabei haben es die antiken Baumeister geschafft - ganz ohne Normen - Bauwerke zu erstellen, die noch heute bewundert werden können.
Nach Auffassung unserer Redaktion ist die Mehrzahl der Normen überflüssig und verteuert das Bauen ganz erheblich. Nicht wenige Fachleute sprechen von einer Reglementierungswut bis hin zur kleinsten Schraube, die den Architekten das Leben schwer macht und dem ganzen Baugewerbe nicht weniger. Außerdem bietet selbst eine DIN-Norm keine Gewähr für die Richtigkeit eines Verfahrens, was man schon alleine daraus ersieht, dass unzählige dieser Normen ständig "optimiert" werden. Was heute noch gilt, kann morgen unwirksam sein.
Der Leitsatz des obersten deutschen Gerichts (BGH) lautet: "Die DIN-Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter. Sie können (Anmerkung der Redaktion: Müssen es aber nicht) die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben oder hinter diesen zurückbleiben."
Trotz alledem stellen wir Ihnen die momentan gebräuchlichsten Normen vor.
DIN - Normen
DIN - Normen sind die in Deutschland üblichen Normen. Sie werden vom Deutschen Institut für Normung in Berlin herausgegeben. Folgende Selbstdarstellung gibt das Institut:
"Das DIN ist der runde Tisch, an dem sich Hersteller, Handel, Verbraucher, Handwerk, Dienstleistungsunternehmen, Wissenschaft, technische Überwachung, Staat, das heißt jedermann, der ein Interesse an Normung hat, zusammensetzen, um den Stand der Technik zu ermitteln und unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse in Deutschen Normen niederzuschreiben."
Das Institut wurde 1917 gegründet und vertritt die deutschen Interessen in den weltweiten und europäischen Normungsorganisationen. Das dies hervorragend gelingt, zeigt das Beispiel der Papierformate. Jeder kennt die Formate wie DIN A4 oder DIN A3. Mittlerweile sind diese Papierformate auf der ganzen Welt gebräuchlich. Ausnahmen bilden die USA und Kanada.
ISO - Normen
Iso-Normen sind die weltweit gültigen, von der "International Organization for Standardization" herausgegebenen Normen. Diese Organisation wurde von den nationalen Norm-Instituten ins Leben gerufen, um eine einheitliche Normung zu schaffen. Damit sollen die Entwicklung, Herstellung und Versorgung von Produkten und Leistungen wirtschaftlicher, sicherer und sauberer werden. Auch für die Kunden soll das Leben dadurch einfacher werden.
EN - Normen
EN-Normen werden vom Europäischen Komitee für Normung (CEN (Comité Européen de Normalisation)) erarbeitet. Ihr Geltungsbereich ist auf die Europäische Union beschränkt. Gegründet wurde das CEN aus dem Bestreben heraus, bei der Verwirklichung des Binnenmarktes einheitliche Normungen zu schaffen und somit einen reibungslosen Austausch zwischen den Mitgliedsländern zu gewährleisten. Die einzelnen EU-Staaten müssen daher alle national gültigen Normen einheitlich in EN-Normen überführen.
Um auch weltweit ein Höchstmaß an Vereinheitlichung zu erzielen, ist das CEN bestrebt, soweit wie möglich, ISO-Normen zu EN-Normen werden zu lassen.
Zusammengesetzte Normen
DIN - ISO - Normen
DIN ISO-Normen sind von der Internationalen Normungsorganisation ISO aufgestellte Normen, die direkt als deutsche Normen übernommen wurden.
DIN - EN - Normen
DIN EN-Normen sind von der europäischen Normungsorganisation CEN erarbeitete Normen, die als deutsche Normen übernommen wurden.
DIN - EN - ISO - Normen
DIN EN ISO-Normen sind von der Internationalen Normungsorganisation ISO aufgestellte Normen, die zuerst als europäische und schließlich als deutsche Normen übernommen wurden.
RAL-Gütezeichen
RAL ist das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung. Nur der RAL darf in Deutschland Gütezeichen vergeben. Der RAL ist ein gemeinnütziger und interessenneutraler Spitzenverband. Der RAL ist im Auftrag seiner über 139 Mitgliedsverbände sowie neutraler Gremien tätig.
Bekannte Arbeitsgebiete des RAL sind beispielsweise die Normierung von Farben oder das Umweltzeichen "blauer Engel".
Wichtige RAL Gütesiegel beim Hausbau
PEFC-Siegel
Das PEFC-Siegel (Pan European Forest Certification) kennzeichnet Holz aus regionaler und nachhaltiger Waldwirtschaft. Die nachhaltige Waldwirtschaft orientiert sich an den 1993 in Helsinki beschlossenen sog. Helsinki-Kriterien. Das PEFC ist ein eigenes Zertifzierungssystem, das hauptsächlich von europäischen Waldbesitzern als Konkurrenz zum FSC entwickelt wurde.
FSC-Siegel
Das FSC-Siegel kennzeichnet Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Kennzeichnung beruht auf zehn international verbindlichen Prinzipien und Kriterien, die Ökologie, soziale Belange und ökonomische Ansprüche gleichermaßen berücksichtigen.
QDF-Siegel
Das QDF-Siegel wird an Hausbauunternehmen vergeben, welche die in der QDF-Satzung festgelegten Qualitätskriterien einhalten und diese überprüfen lassen. Die Kriterien berücksichtigen die Beständigkeit der Materialien und der Konstruktion, eine solide Bauausführung sowie Anforderungen beim Wärme- und Schallschutz. Gesundheits- oder umweltgefährdende Stoffe dürfen nicht verwendet (FCKW, Asbest, PCP-, lindan- und chromhaltige Holzschutzmittel u. a.) oder sind mit Grenzwerten belegt (z. B. Formaldehydgehalt).
Das Gütesiegel wird von der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) vergeben. Sie ist ein Zusammenschluss aller ordentlichen Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau e.V. (BDF).
LGA-Gebäude-Pass
Der LGA-Gebäude-Pass wird für Häuser bzw. Gebäude vergeben, die auf ihren baulichen und technischen Zustand geprüft worden sind. Grundlage für die Zeichenvergabe ist zum einen eine ausführliche Beschreibung des Bauvorhabens bzw. des Gebäudes. Diese beinhaltet sämtliche Planungs- und Ausführungsunterlagen mit z.B. Listen über die verwendeten Materialien oder die beauftragten Firmen sowie Angaben zu Vertragsbestimmungen, Sondervereinbarungen etc. Zum anderen wird die gesamte Bausubstanz anhand von bis zu 14 Modulen zertifiziert.
Das Zertifikat "LGA-Gebäude-Pass" wird von der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) an Baufirmen und Bauträger nach Fertigstellung der Bauausführung vergeben.
Das AUB-Zertifikat
Das Vereinszeichen AUB - "Arbeitsgemeinschaft umweltverträgliches Bauprodukt e.V." kennzeichnet Bauprodukte, deren umwelt- und gesundheitsrelevanten Eigenschaften entlang des Lebenszyklus umfassend beschrieben sind. Diese Produktbeschreibung ist mit einem Produktpass vergleichbar. Dem entsprechend beziehen sich die Anforderungen des Zeichens nicht direkt auf das Produkt, sondern auf die Art der Dokumentation der Produkteigenschaften. Dabei geht es beispielsweise um die Herkunft und Zusammensetzung der Ausgangs- bzw. Grundstoffe oder die Herstellung und Verarbeitung des Bauprodukts.
DIN plus-Gütezeichen
DIN plus ist keine Norm, sondern ein von der DIN-Tochtergesellschaft CERTCO verliehenes Gütezeichen. Es wird auf Antrag der Hersteller für Produkte verliehen, die die Anforderungen der DIN übertreffen.