Passivhaus bauen

Dank der ideal regulierten Luft- und Feuchtigkeitsverhältnisse verlängert sich die Lebensdauer aller Bauelemente eines Passivhauses über die Regelzeit hinaus. Beim Rohbau können Sie also eine Haltbarkeit von weit über 100 Jahren erwarten. Zudem ist Ihr Passivhaus aus den gleichen Gründen exzellent vor Schimmel geschützt. Dennoch müssen andere Bauteile, wie bei jedem Energiestandard, regelmäßig erneuert werden, wie etwa die Fenster alle 40 Jahre, insbesondere um die Wärmedichtigkeit zu garantieren. Den technischen Anlagen sollten Sie besonderes Augenmerk zukommen lassen, denn konstante Reinigung und Instandsetzung sind hier oberstes Gebot, um eine möglichst langjährige reibungslose Funktion sicherzustellen.

Im Passivhaus sorgen die hocheffiziente Wärmedämmung und überdurchschnittliche Luftdichtigkeit dafür, dass im Prinzip keinerlei Wärmeenergie verloren geht.

Die erforderliche Heizwärme wiederum bezieht das Passivhaus, wie es sein Name schon sagt, passiv über durch die Fenster aus Wärmeschutzglas einstrahlende Sonne, die Abwärme elektrischer Geräte und der Haushaltsmitglieder ebenso wie über die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage. Deren Wärmetauscher nutzt die Wärme der Abluft zur Temperaturregulierung der Frischluft, gleichzeitig wird diese optimal gefiltert. Nur etwa 10 % des Wärmebedarfs im Passivhaus muss aus zusätzlichen Quellen bezogen werden, meist werden Wärmepumpen verwendet, aber auch Geothermie bietet sich an.

Viele Fragen zum Passivhaus drehen sich um die Fenster und die Passivhaus-Lüftung. Ob man die Fenster überhaupt öffnen kann, wie es um die Luftfeuchtigkeit steht und ob Gefahren durch Schimmelbefall bestehen. Man kann natürlich auch im Passivhaus die Fenster öffnen, muss es jedoch nicht zwingend.

Im Winter sollten Sie häufiges Lüften im Passivhaus vermeiden, weil die Raumtemperatur sonst spürbar sinkt.

Im Sommer hingegen nutzen Sie im Passivhaus optimalerweise die Nacht zum Fensterlüften, um die Temperaturen schneller herunter zu kühlen.

Die Vorteile des automatischen Lüftungssystems im Passivhaus liegen darin:

• keine Zugluft abzubekommen,
• stets gefilterte Luft zu atmen (kein Feinstaub, keine Allergene) und
• nahezu keine Geräusche wahrzunehmen.

Die Lüftung kann allerdings gerade im Winter in der Tat ein Grund für niedrige Luftfeuchtigkeit und trockene Raumluft im Passivhaus sein. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich aber auf einfache Weise mit Zimmerpflanzen regulieren oder mittels des Herunterschaltens der Lüftungsintensität. Je weniger Raumluft mit der Außenluft getauscht wird, desto höher ist die Luftfeuchtigkeit innen. Idealerweise bauen Sie in Ihrem Passivhaus von Anfang an einen Feuchtigkeits-rückgewinnenden Enthalpie-Wärmetauscher mit ein.

Die Mehrkosten für die Dämmung und aller nötigen Systeme für das Passivhaus sind je nach Größe des Hauses zu bemessen, bewegen sich aber als Orientierungswert in einem Bereich zwischen 7.000 und 15.000 Euro einmalig. Heißt also, dass sich ein Passivhaus bereits nach zehn Jahren (oder schon früher) für Sie rechnet. Für die Umwelt schon mit Ihrem Einzug.

Sie können mit weiteren Investitionen sogar so weit gehen, Ihren gesamten Verbrauch mittels energiegewinnender Maßnahmen selbst zu decken und sich so vom Netz unabhängig zu machen.

Weil sich dieser Baustandard bereits zu einem Trend entwickelt hat, ist davon auszugehen, dass der Preis für ein Passivhaus durch die sich immer weiter standardisierende Fertigung aller benötigten Teile noch weiter sinken wird.

Es gilt im Vorfeld der Entscheidung über eine zusätzliche Heizung im Passivhaus darüber nachzudenken, welche Temperaturen Sie in bestimmten Bereichen der Wohnung bevorzugen. Viele Baufamilien planen deswegen auch im Passivhaus Heizungen mit ein, um Kälteperioden oder Krankheitstage zu überbrücken.

Typischerweise fällt die Wahl auf eine häufig mit einer Wärmepumpe betriebenen Fußbodenheizung, die einige Vorteile mit sich bringt. Sie lässt keine Luftverwirbelungen entstehen, weil sie gleichmäßig und vollflächig heizt. Man kann ein bis zwei Grad weniger Heizleistung einstellen, um die gefühlte Temperatur eines normalen Heizkörpers zu erreichen, weil die Füße wohlig warm bleiben.

Durch die dichte Dämmung im Passivhaus erreichen Sie so einen sehr schnellen Heizeffekt, weil nicht erst die Wände auf Temperatur gebracht werden müssen. Das gilt im Übrigen nicht nur für Fußbodenheizungen, sondern generell für alle Arten von Heizungen.

Die Idee hinter dem Passivhaus ist nicht nur die optimale Energieeffizienz zu erreichen, sondern ebenso das häusliche Klima vom Wetter unabhängig zu machen. Soll heißen, dass Sie es im Winter behaglich warm und im Sommer angenehm kühl im Haus haben.

Sie sollten nicht erwarten, dass ein Passivhaus jeder Temperatur über Monate standhält. Insbesondere die Fenster lassen im Sommer durch einfallende Sonne recht viel Wärme hinein und im Winter insgesamt auch am meisten Wärme hinaus. Wenn Sie aber in Sommernächten lüften und im Winter möglichst selten das Fenster öffnen, bekommen Sie genau das, was man sich vom Passivhaus verspricht: Ein Wohlfühlklima, das Ihren Wünschen gemäß angepasst werden kann.