Fertighaus Stockholm unter Reet von Danhaus Deutschland, Satteldach-Klassiker Außenansicht 1
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Reetdachhaus bauen

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Das wohl charakteristischste Merkmal eines Reetdachhauses ist seine Bedachung aus Schilfrohren. Bereits vor mehr als 6000 Jahren wurde Reet, das auch als Rieth, Ried, Schilf, Rohr oder Reit bezeichnet wird, verwendet, um Dächer herzustellen.

Reetdachhäuser finden sich rund um den Globus: Sie sind sowohl in Afrika als auch in Asien und Europa vertreten. Gerade in den Küstenregionen Norddeutschlands haben mit Reet gedeckte Häuser eine wichtige Bedeutung in der identitätsstiftenden Lokalarchitektur.

Ob Reetdachhäuser zurecht als besonders umweltfreundlich gelten, welche Ausführungen und Deckarten es gibt und welche Vor- und Nachteile sie aufweisen, erläutern wir im Folgenden. Ebenso gehen wir auf die Lebensdauer eines Hauses mit Reetdach ein, die Kosten eines Reetdachs und darauf, welche Aspekte in Bezug auf die Versicherung zu beachten sind.

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Reetdach: Wissenswertes zum Material Schilf

Reet fürs Dach ist ein historisches Baumaterial, das die Natur den Menschen schon vor Jahrtausenden bot und – je nach Region – reichlich vorhanden war. Während daher zum Decken von Dächern in manchen Gegenden unserer Heimat schon von jeher aus Ton gebrannte Dachziegel, aus Holz oder Schiefer gefertigte Schindeln verwendet wurden, waren Schilfrohre unter anderem in den norddeutschen Küstengebieten das Material der Wahl. Dort heißt das verwendete Schilfrohrgewächs Reet (auch Ried oder Rieth).

Die Schilfpflanze gehört zur Familie der Süßgräser und ist mit Weizen, Gerste, Hafer und Roggen verwandt. Geerntet wird Schilf jedes Jahr zur Winterzeit, und zwar dann, wenn die Pflanze nach Eintreten des ersten Frostes abgestorben ist. Zu dieser Zeit verlieren die Schilfhalme ihre Blätter und färben sich gelb bis goldbraun – weisen also exakt die Farben auf, durch die Reetdachhäuser ihre unverwechselbare Erscheinung erhalten. Sind die Schilfhalme vollständig abgestorben, eignen sie sich aufgrund ihrer Biegsamkeit besonders gut, um ein Reetdachhaus zu bauen.

Fertighaus mit Reetdach: Stockholm von Danhaus Deutschland
Fertighaus mit Reetdach: Stockholm von Danhaus Deutschland

Welches Material für ein Reetdach?

Planen Sie ein Haus mit Reetdach, gilt zu beachten, dass nicht alle Wasservögel Zugvögel sind. Beispielsweise steht die Rohrdommel auf der Roten Liste der bedrohten Arten und überwintert teilweise – wie viele Enten und Rallen – an den Binnenseen. Ein abgeerntetes Seeufer bietet diesen Wasservögeln keinen Schutz. Wer also ein ökologisches Reetdachhaus bauen lässt, sollte auf eine zertifizierte Herkunft des Schilfs und der übrigen Baumaterialien achten. Denn das hiesige deutsche Reet darf meist nicht geerntet werden, weil viele Binnenseegebiete unter Naturschutz stehen. Der Begriff des heimischen Rohstoffs gilt also für das Reetdach nur bedingt. Daher wird Reet fürs Dach meist aus dem Ausland, insbesondere aus Osteuropa, bezogen.

Häuser mit Reetdach: Ausführungen und Deckarten

Wenn ein Haus mit einem Reetdach bestückt werden soll, also wenn es an die Deckung geht, gilt es, das Dach, und zwar von der Traufe bis zum First, durchgehend mit einzelnen Schilflagen auszulegen, so dass eine glatte Fläche entsteht. Eine Reetschicht hat in etwa eine Stärke von 35 Zentimetern. Um die einzelnen Decklagen miteinander zu verbinden, wird Draht verwendet. Hierbei ist es essentiell, dass die Reetschichten fest an die Dachlattung gebunden sind.

Das Reet selbst verläuft von der Traufe zum First in Längsrichtung und die Stoppelenden zeigen zur Traufe. Zu beachten ist darüber hinaus, dass die sich an den Abschlüssen links und rechts befindenden Decklagen so fixiert werden, dass durch ihre Stoppeln einen Dachüberstand von mindestens 50 cm gebildet wird. In Abwesenheit einer Dachrinne schützt dieser Traufüberstand gemeinsam mit einem Spritzschutz die Wände vor Durchfeuchtung.

Ein weiteres Merkmal sind die Dachneigung von mindestens 45°, die das Abfließen von Niederschlag sicherstellt, und eine ausreichende Hinterlüftung durch Konstruktion als Kaltdach.

Was muss man bei einem Reetdachhaus beachten?

Weil Reet auf dem Dach relativ leicht entflammbar ist, muss ein Reetdach besonders feuersicher konstruiert werden. Bautechnischer Brandschutz erfolgt beispielsweise durch den Einbau zusätzlicher Brandschutzplatten. Was die Wärmedämmung angeht, isoliert ein Reetdach an sich schon recht gut; zusätzlicher Wärmeschutz kann als Unter- oder Zwischensparrendämmung über natürliche Dämmstoffe wie Hanffaserplatten erfolgen, oder auch mit Mineralwolle.

Neubau-Fachwerkhaus mit Reetdach von Fuhrberger Zimmerei
Neubau-Fachwerkhaus mit Reetdach von Fuhrberger Zimmerei: Der Niedersachsengiebel mit Uhlenloch als Sonderform des Walmdaches lässt dieses neu errichtete Reetdachhaus historisch anmuten

Grundsätzlich existieren drei Arten, um ein Dach mit Reet zu decken:

  • das gebundene Reetdach: die die Bindung der Decklagen erfolgt mithilfe eines Vorlagedrahtes mit Bindedraht an die Dachlatten
  • das genähte Reetdach: die Decklagen werden mithilfe von Draht an die Dachlatten gebunden, ohne ein Vorlagedraht zu verwenden
  • das geschraubte Reetdach: es wird ein Vorlagedraht angebracht, wen welchen die Deckladen mit Draht befestigt werden, wobei dieser im Anschluss mit den Dachlatten verschraubt wird

Was des Haustyp und Baustil angeht, kommt das Reetdach besonders passend und oft bei Fachwerkhäusern in nordischen Regionen, genau wie bei Kapitäns- und Friesenhäusern sowie bei Häusern im skandinavischen Stil wie dem Schwedenhaus zum Einsatz. Charakteristischerweise wird ein Reetdachhaus mit Krüppelwalmdach mit Gauben umgesetzt, aber auch entsprechende Satteldächer werden mit Reet gedeckt.

Reetdachhaus: Mehr zur Konstruktion des Dachstuhls

Reetdach: Wartung und Pflege

Wer ein Reetdachhaus bauen oder kaufen möchte, sollte sich auch über dessen Wartung und Pflege informieren. Aufgrund der Tatsache, dass ein Schilfdach aus einem natürlichen Werkstoff hergestellt und keiner chemischen Behandlung unterzogen wird, können Reetdächer von Moosen, Flechten, Pilzen und Algen befallen werden. Obschon diese Organismen nicht schädlich sind, können sie zur Behinderung des Luftaustausches und hierdurch zum Austrocknen des Reetdaches führen. Passiert dies, kann sich Feuchtigkeit ansammeln, wodurch wiederum der Verrottungsvorgang beschleunigt wird. De facto kann hierdurch die Haltbarkeit des Reetdaches herabgesetzt werden.

Welche Wartung ist für ein Reetdach erforderlich?

Mit der Zeit nimmt die Dicke der Reetschicht ab. Durch die Einwirkungen von Sonne und Wind, vor allem aber Feuchtigkeit verrotten die Schilfrohre. Wie schnell – abgesehen von der schon geschilderten vorzeitigen Verrottung – der normale Alterungsprozess voranschreitet, ist von mehreren Faktoren abhängig. Je steiler das Reetdach, desto haltbarer ist es, da es schneller abtrocknen kann. Vermindert wird das Abtrocknen, wenn das Reetdach im Schatten liegt oder mit Laub bedeckt ist.

Als Wartungsmaßnahme beim Reetdach sollte Laub daher unbedingt entfernt werden, genau wie Algen und Moos. Durch das Nachschlagen des Reetdachs mithilfe eines Klopfbrettes nach der Reinigung werden die Reethalme wieder in Position gebracht, sodass Wasser weiterhin optimal abgeleitet wird.

Ein hinterlüftetes Kaltdach hat den Vorteil, dass von außen eindringendes Wasser auch auf der Innenseite abtrocknen kann. Eine Dämmwirkung übernimmt das Reet bei einem hinterlüfteten Dach aber nicht, die Wärmedämmung nach den Vorgaben des GEG muss auf andere Weise gewährleistet werden, was die Hersteller neuer Reetdachhäuser mit modernem Fachwerk oder in anderen Bauweisen natürlich beachten.

Ist diese Thematik berücksichtigt worden, kommen die guten Dämmeigenschaften eines Reetdachs voll zum Tragen.

Modernes Reetdachhaus von Danhaus Deutschland
Dieses moderne Reetdachhaus von Danhaus Deutschland erfüllt als Effizienzhaus alle Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes

Wann sollte man ein Reetdach erneuern?

Entscheiden Sie sich dafür, ein Reetdachhaus zu bauen, sollten Sie das Schilfdach in regelmäßigen Abständen, bestenfalls jedoch einmal im Jahr prüfen und wenn notwendig reinigen und ausbessern lassen. Beachten Sie dies, müssen Sie Ihr Reetdach frühestens nach 30 Jahren komplett erneuern. Denn erst wenn die Dachhaut nur noch eine Dicke von 15 bis 20 cm besitzt, muss das Reetdach neu gedeckt werden.

Reetdachhaus: Vor- und Nachteile

Bei Reet handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, dessen Vorteile in seiner Tragfähigkeit, Festigkeit und Elastizität bestehen. Ein Reetdach ist bei korrekter Ausführung widerstandsfähig und hält Witterungseinflüssen wie Schnee, Regen, Kälte und Hitze stand.

Vorteilhaft ist zudem, dass Reetdächer aufgrund des langsamen Verrottungsprozesses mehrere Jahrzehnte Bestand haben. Reet zeichnet sich aufgrund des rohrförmigen Aufbaus der Halme, in denen Luft eingeschlossen wird, darüber hinaus als natürlicher Dämmstoff aus und sorgt für ein angenehmes Wohnklima. Als letzter Aspekt ist der Schallschutz hervorzuheben, denn auftreffende Schallwellen werden durch eine elastische Dachdeckung aus Reet absorbiert, ohne an den Dachstuhl und in Folge an die Wohnräume weitergeleitet zu werden.

Auf der anderen Seite bedürfen Reetdächer eines besonderen Brandschutzes und weisen bei schlechter Pflege nur eine geringere Lebensdauer auf.

Wird das Reetdach nicht ausreichend gepflegt oder kann nicht richtig trocknen, so droht es, nach einiger Zeit zu verrotten. Andere Faktoren die dazu führen: Zu geringes Dachgefälle, zu dünne oder zu dicke Halme (die Regel verlangt Dicken von 3 bis 9 mm) oder eine generell schlechte Qualität des Reets, das möglicherweise schon geerntet wurde, als die Pflanzen noch nicht abgestorben waren. Wer sich also für ein Reetdach entscheidet, sollte auf qualifizierte Fachbetriebe und Hausanbieter setzen, um diesen möglichen Problemen aus dem Weg zu gehen.

Reetdachhaus Vorteile

  • Idyllisches, nostalgisches Erscheinungsbild

  • Natürliche Dämmwirkung

  • Vorteilhafte bauliche Eigenschaften

  • Guter Schallschutz

  • Gesundes Raumklima

Reetdachhaus Nachteile

  • Hoher Pflegebedarf

  • Vergleichsweise teuer in der Anschaffung

  • Spezieller Brandschutz notwendig

  • Wenige spezialisierte Anbieter & Dachdeckfirmen

Reetdach: Kosten & Preise

Aufwendiges Reetdachhaus von Fuhrberger Zimmerei mit überdachtem Erker, Kapitänsgiebel, Gauben, Niedersachsengiebel und historisierendem Eulenloch
Aufwendiges Reetdachhaus von Fuhrberger Zimmerei mit überdachtem Erker, Kapitänsgiebel, Gauben, Niedersachsengiebel und historisierendem Eulenloch

Wer ein Reetdachhaus bauen möchte, muss für das Reetdach mit Kosten pro qm von 105 Euro rechnen. Dies deckt das Material für die Eindeckung sowie die Arbeitsleistung mit ab. Für den Dachstuhl Ihres Reetdaches sollten Sie je nach Konstruktionsform aufgrund der meist vorhandenen Dachgauben zusätzlich um die 150 Euro pro qm einrechnen, für die Dachlattung etwa 10 Euro pro qm, für die Dämmung je nach Dämmstoff und Technik etwa 60 Euro pro qm und für den Brandschutz etwa 50 Euro pro qm.

Was kostet ein Reetdach insgesamt?

Insgesamt kostet ein Reetdach demnach etwa 375 Euro pro qm, bei einer Dachfläche von 120 qm also 45.000 Euro, und gehört somit zu den kostspieligeren Dachformen. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass diese Preisspanne nach oben natürlich offen ist.

Dies erklärt sich einerseits dadurch, dass Sie sich beim heutigen Reetdach für ein Kaltdach, d.h. eine belüftete Konstruktion entscheiden, weshalb Mehrkosten für die relativ komplexe hinterlüftete Dachkonstruktion anfallen. Andererseits trägt auch der aufwendige Dachstuhl mit Walmen und Gauben zu den höheren Kosten eines Reetdaches bei.

Weitere Faktoren, die den Preis eines Reetdaches mitbestimmen, sind neben der Qualität des Reets selbst und der Größe der einzudeckenden Dachfläche auch der Schwierigkeitsgrad. Verfügt das Dach zum Beispiel über einen zusätzlichen Zwerchgiebel, ist der Arbeitsaufwand höher, so dass auch die Kosten steigen.

Reetdach & Dachgauben: Weiterführende Informationen

Wie lange hält ein Reetdach?

Sie fragen sich, wie lange ein neues Reetdach hält? Grundsätzlich gibt es keine pauschale Antwort auf diese Frage, denn die Lebensdauer Ihres Reetdachhauses wird von verschiedensten Aspekten bedingt. Zu diesen gehören neben der Konstruktion und Form des Daches bautechnische Aspekte, die Qualität des Reets, Aspekte der Belüftung, die Kombination der Materialien sowie die handwerkliche Ausführung.

Lebensdauer Reetdachhaus

Sicher ist allerdings: Je besser und regelmäßiger Sie sich um Ihr Reetdach kümmern, desto länger ist seine Lebensdauer. Als Richtwert gilt eine Lebensdauer eines Reetdaches von durchschnittlich 30 bis 50 Jahren, wobei Reetdachhäuser als Ganzes auch gut und gerne ein Jahrhundert alt werden können.

Reetdach versichern: Wissenswertes & weitere Tipps

Weil es sich bei Reet um einen natürlichen Baustoff handelt, der leicht entflammbar ist, ist ein entsprechender Versicherungsschutz unerlässlich. Die Sturm- und Feuerversicherung, die jeder Hausbesitzer haben muss, ist bei einem Haus mit Reetdach aufgrund des erhöhten Brandrisikos erheblich teurer, als bei einem Haus mit Schieferdeckung oder Dachziegeldeckung. Je nach Bundesland werden aus Gründen des vorbeugenden Brandschutzes Grenzabstände zwischen 6 und 12 m vorgeschrieben, auf den ostfriesischen Inseln ist das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk aus eben diesem Grund verboten.

Reetdachhaus: Empfohlene Baufirmen

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